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TRADERS´ Interview - Greg Weitzman - Traden nach der TTZ-Methode – WENN > DANN

Grundlagen Trading

Greg Weitzman hat im Internet einen beliebten Intraday-Trading-Chatroom eingerichtet. Mit seiner Methodik TTZ (TheTradingZone. com) werden die Märkte tagsüber live aufgerufen, wobei der Hauptfokus auf dem E-Mini-S&P 500 liegt, aber auch der DAX wird oft in Echtzeit aufgerufen. Jeder kann sich für einen kostenlosen Test in dem Chatroom anmelden, und die Mitglieder, die seinen TTZ-Kursus mitgemacht haben, loggen sich zweimal wöchentlich für das Training ein, bei dem Weitzman seine Trading-Logik des Tages nach US-Marktschluss in einem Live-Webinar durchgeht. Mit ihm im Raum sitzen einige „Moderatoren“, Hauptmoderator ist ein dortiger Ex-Parkett-Trader mit Namen „Igator“.

TRADERS´ hat den Chatroom von The Trading Zone sechs Monate lang besucht und dessen Live-Trading und die Methodik miterlebt. Fünf bis zehn Punkte Gewinn sind nicht ungewöhnlich, aber es wird betont, dass es sich mehr um einen Unterrichts- als um einen Trading-Service handelt. Wir baten Mr. Weitzman, uns an seinen Erfahrungen sowohl als Trader wie auch als Trading- Lehrer teilhaben zu lassen.


TRADERS´: Erzählen Sie uns bitte etwas über Ihr Leben vor dem Traden.

Greg Weitzman: Mein Studium habe ich in Finanzen und Wirtschaft an der Universität von Western Ontario, Kanada, absolviert. Nach dem Abschluss verbrachte ich zwei Jahre in einem Immobiliengeschäft der Familie. Mit der Familie zu arbeiten ist allerdings immer ziemlich hart.

Ich entdeckte meine Leidenschaft für das Trading und die Märkte, während ich noch im Immobilienbereich arbeitete. Als der lokale Markt einbrach, erkannte ich die globale Natur des Tradens und fand darin sofortige Erfüllung. Nach den Immobilien und in den frühen Trading-Tagen gab es viele Leerzeiten zwischen den Trades, die Online- Hektik hatte noch nicht begonnen.

Ich investierte dann in einen örtlichen Fabrikationsbetrieb, und als meine Investition wuchs, übernahm ich auch die Rolle des Unternehmenschefs. Ich wusste jedoch, dass ich zu gegebener Zeit in Vollzeit-Traden werden würde. Schon damals war es meine Passion und ist es immer geblieben.

TRADERS´: Greg, wie sind Sie zum Traden gekommen und anschließend zum Trading-Lehrer geworden?

Weitzman: Mein eigenes Traden begann, als ich noch jung war. Es war Anfang der 1990er, und ich war 26 Jahre alt. Es gab eine Kreditkrise in Japan, die Bank of Japan reduzierte den Zinssatz, und der Yen wurde abgewertet. Nach allem, was ich über Makroökonomie wusste, musste ich im Yen short gehen. Das war eine Position, die ich in den nächsten beiden Jahre mehrmals eingenommen habe. Das war vor der Online-Zeit und dem Internet. Man brauchte eine Satellitenverbindung und zahlreiche Telefongespräche mit dem Broker.

Als einige Jahre später Online-Traden möglich wurde, faszinierte mich die Möglichkeit, anstelle des Positions-Tradings über Wochen und Monate mehrere Trades am Tag zu machen. Ich wusste auch, dass das bedeutete, meinen Fokus von fundamentaler Analyse zu technischer Analyse zu verschieben. Dieser Übergang dauerte einige Zeit.

Obwohl ich also seit 16 Jahren trade, gebe ich auf Nachfrage hin meist zwölf Jahre an, weil ich zu der Zeit anfi ng, auf Intraday-Basis zu traden. Wenn Freunde sehen, wie man sein Leben als Trader verdient, möchten sie ein Stück von diesem Lifestyle abhaben. Einer von ihnen hat mich viele Male angesprochen in der Hoff nung, dass ich ihn unterrichten würde. Schließlich habe ich zugestimmt.

TRADERS´: Es heißt gewöhnlich, dass derjenige, der traden kann, tradet. Und derjenige, der es nicht kann, andere darin unterrichtet. Möchten Sie dazu etwas sagen?

Weitzman: Als ich schließlich einverstanden war, diesen Freund zu Unterrichten, passierte Verschiedenes. Zunächst einmal war ich gezwungen, einen konkreten und objektiven Satz Regeln zu erstellen. Sie mussten leicht zu lernen und leicht umzusetzen sein. Ich wollte mein Trading nicht vernachlässigen, nur um diese eine Person zu unterrichten. Daher mussten die Unterlagen klar und präzise sein.

Es handelte sich um die gleichen Ideen, die ich seit Jahren anwendete, aber ich hatte sie nie in diesem Format niedergeschrieben. Die Aufgabe, das aufzuschreiben, was sich als die Grundlage für die erste Version des TTZ Home Study Course erweisen sollte, hatte enorm positive Auswirkungen auf mein eigenes Trading.

Aus dem gleichen Grund unterrichte ich noch heute. Einen Chatroom mit 150 und mehr Leuten auf täglicher Basis zu betreiben, die alle nach dem identischen Trade Setup suchen, bedeutet, dass ich fokussiert sein muss. Dass sie mich alle beobachten, um zu sehen, ob ich meine eigenen Regeln breche, ist eine gute Sache.

Im Chatroom weise ich unsere Mitglieder auf sich entwickelnde Trade-Muster hin. Das machen wir in Echtzeit, weil es der einzige ehrliche Weg ist, um zu demonstrieren, wie die Methode funktioniert. Eine Manöverkritik nach Marktschluss ist okay, aber beim Traden geht es darum, in der Hitze des Gefechts zu agieren. Manchmal ist es eine große Herausforderung, den Chatroom zu betreiben und gleichzeitig die eigenen Trades zu platzieren.

Es handelt sich nicht um einen Trading Service, und wer die Unterlagen studiert hat, sollte die Setups genau so erkennen wie ich. Aber man bleibt schon fokussiert, wenn man weiß, dass einem viele Leute auf die Finger sehen und dass sie die Methode, die man einsetzt, in vielen Fällen genau so gut kennen wie man selbst.

Ich habe nie vorgehabt, Lehrer zu sein, aber ich muss schon sagen, ich bin es gern. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich ein Talent dafür habe, und man hat mir viele Komplimente wegen meiner Fähigkeit gemacht, komplizierte Ideen in sehr einfachen Begriff en zu vermitteln. Ich denke, das ist der Kern meines Erfolgs als Trading-Pädagoge und als Trader.

Ich habe auch, glaube ich, ein Gleichgewicht zwischen dem Unterrichtsaspekt und meinem eigenen Trading gefunden. Einer der größten unsichtbaren Vorteile ist die Trader- Gemeinde, die wir im Laufe der Jahre aufgebaut haben. Jeden Tag diskutieren wir gemeinsam die Ideen von Tradern aus aller Welt.

TRADERS´: Ohne zu viel aus Ihrem Kursus zu verraten: Wie traden Sie? Welche Prinzipien stecken hinter Ihrer Methodik?

Weitzman: Die TTZ-Methode kann in die folgenden Kernbereiche zerlegt werden: Die breite Marktstruktur, das heißt Long-Trend, Short-Trend oder Seitwärtsbewegung, wird anhand des Market-Profi le-Indikators analysiert. Viele kennen diesen Indikator, aber wenige, wenn überhaupt jemand, setzt ihn auf unsere Weise ein. Um eff ektiv zu traden, vereinfachen wir und benutzen dabei nur etwa 20 bis 30 Prozent der Information, die der Market-Profi le-Indikator bietet. Des weiteren benutzen wir das Kursgeschehen. Das Kursgeschehen, auch als Tape Reading oder Orderfl uss bezeichnet, ist das „Hier und Jetzt“ des Marktes. Es sagt uns, was genau in diesem Moment vor sich geht. Wir haben einige wirklich leicht einsetzbare Werkzeuge, die wir kombinieren, mit denen der Trader das Kursgeschehen besser verfolgen kann. Wieder getreu unsere Regel Nummer Eins – „keep it simple“ - können diese Tools auf jeder beliebigen Charting- Plattform verwendet werden.

Von da aus suchen wir nach drei Kursmuster-Setups. Nur drei – wieder aus dem gleichen Grund: „keep it simple“. Das Schöne ist, dass alle drei Muster in jedem Zeitrahmen handelbar sind. Während ich also auf 3-Minuten-Basis trade und unterrichte, beschleunigen oder verlangsamen viele unserer Mitglieder diesen Zeitrahmen, um ihn ihrem eigenen Handelsstil anzupassen.

TRADERS´: In Ihrer Chatroom-Zeit betonen Sie immer wieder das WENN > DANN-Argument Ihrer Methodik. Können Sie dazu etwas sagen?

Weitzman: Ohne eine WENN > DANN-Bedingung kann man eine Methode nicht eine Methode nennen. Es wäre einfach nur eine Information. WENN der Markt dies tut und WENN wir ein Muster haben, DANN gehe long und so weiter.

Trader wollen keine zusätzlichen allgemeinen Informationen, sie suchen nach einer Methode, um von der Information zu profi tieren. Eine WENN > DANN-Bedingung hilft dabei, objektive leicht zu befolgende Regeln zu liefern. Das ist nach meiner Auff assung eine Methodik.

TRADERS´: Es gibt eine Anzahl Ex-Parkett-Trader in Ihrem Chatroom. Waren Sie selbst einmal Parkett-Händler?

Weitzman: Diese Frage ist mir interessanterweise schon häufi ger gestellt worden. Wegen der Art, in der unsere Methoden den Orderfl uss und das Kursgeschehen einbeziehen, gefallen sie den Parketthändlern, die daran gewöhnt sind, die Geräusche des Parketts beim Traden zu benutzen. In unserem Chatroom gibt es in der Tat viele Ex-Parketthändler.

Larry (oder Igator, wie er im Chatroom heißt) ist mein Co- Moderator, der TheTradingZone mit mir betreibt. Er ist ein Veteran, der 18 Jahre Parketthändler an der CBOT war und aus Chicago stammt. Seine Kenntnis des Parkettgeschehens ist unbezahlbar und den ganzen Tag lang liefert er unseren Mitgliedern Updates aus den Pits. Die Ex-Parketthändler im Chatroom lieben das einfach.

Die Tools für das Kursgeschehen waren auch eine große Hilfe für Larry bei dem schwierigen Übergang vom Parkettzum Screen-Trader, und ich weiß, dass viele andere Parketthändler sich heute damit herumschlagen. Es gab einmal eine Zeit, in der ich daran dachte, Parketthändler zu werden, aber ich habe den Schritt nie gemacht. Für mich ist ruhiges Traden in meinem Büro einfach angenehmer.

TRADERS´: Obwohl Sie im Chatroom ziemlich nachhaltig Gewinne erzielen, empfehlen Sie den Leuten, nicht zu „shadow- trade“ (Trades nicht einfach nachzumachen). Warum?

Weitzman: Erstens dient der Chatroom Lehrzwecken auf der Basis des Materials, anhand dessen wir unsere Mitglieder unterrichten. Die Vorstellung, die Trades anderer Trader nachzumachen, ist lächerlich und kann in meinen Augen ein Rezept für ein Desaster sein. Wenn Sie das Setup nicht selbst erkennen können, werden Sie ihm nicht vertrauen, und das führt zum Zögern und zu Fehlern.

Ein weiterer Grund ist die Technologie. Der Chatroom ist ein toller Treff punkt für das, was wir tun, aber täuschen Sie sich nicht: Märkte können sich schneller bewegen als meine Stimme über das Internet reist. Diese wenigen Sekunden Verzögerung können für einen Day Trader sehr kostspielig sein. Ein Trader muss sich seiner selbst und seiner Trades sicher sein, aus guten Gründen wie dargelegt. Wenn also einige Leute meine Trades nachmachen, glaube ich nicht, dass das in Ordnung ist.

TRADERS´: Wie managen Sie Ihr Risiko?

Weitzman: Das Risiko wird für den Trade und für den Tag wie folgt gemanagt:

Jeder Trade wird mit einem vorher festgelegten Stopp eingegeben. Immer und ohne Ausnahme. Im Allgemeinen benutzen wir einen 1,25-Punkte-Stopp beim E-Mini S&P, variieren das aber in Abhängigkeit von den Marktbedingungen zwischen 1 und 1,5.

Die Trader werden dahingehend unterrichtet, dass sie für den Handelstag ein Tagesziel und einen maximalen Tagesverlust einsetzen. Wenn eins von beiden erreicht ist, sollen sie mit dem Traden aufhören. Wenn ein Trader die Methoden beherrscht, kann er dazu übergehen, die Positionsgröße zu reduzieren, wenn das Gewinnziel des Tages erreicht ist.

TRADERS´: Welche besonderen Tools verwenden Sie beim Handel?

Weitzman: Unsere Methoden können auf vielen Chartingund auf jeder beliebigen Execution-Plattform gehandelt werden. Für Charts bevorzuge ich eSignal, ich arbeite seit über zwölf Jahren mit diesem Provider. Für die Ausführung muss ein Trader einen Trade Manager in der Art des Ninja Traders haben. Das sind Front End Manager, die die Einstiegsorder zusammen mit Stopps und Gewinnzielen platzieren, auch Bracket Order genannt. Das ist wichtig, weil bei schnellen Märkten nicht genügend Zeit für die individuelle Eingabe der Ausstiegsorders bleibt.

Weiterhin ist ein Marktprofi lindikator wichtig. In mancher Software ist er bereits enthalten, oder er ist als Add-on von dritter Seite erhältlich. Ansonsten haben wir keine eigenen Indikatoren. Unsere Philosophie ist die, dass ein Trader keine gebrauchen sollte. Trader sollten in der Lage sein, von jeder Plattform aus aufgrund ihrer eigenen Marktkenntnis zu handeln.

TRADERS´: Lassen Sie uns einen Blick auf einen Ihrer Trades werfen. Bitte geben Sie uns ein Beispiel.

Weitzman: Hier ist das Beispiel eines Trades, den ich gestern in unserem Chatroom durchgeführt habe (Freitag, 11.04.2008). Unten der Text wie auf dem Chatroom- System und danach eine kurze Erklärung des Konzeptes. Im Chatroom versuche ich, Erklärungen auf ein Minimum zu beschränken. Den Chart des Tages gehen wir zweimal in der Woche sehr detailliert in einem „Webinar“-Raum nach Ende des Handelstages durch. Der Chatroom ist zwar für Interessenten off en, die sehen wollen, wie wir arbeiten, die Training-Webinars zum Tagesschluss sind es jedoch nur für unsere Mitglieder, weil wir uns dort gemeinsam mit der detaillierten Logik auseinandersetzen.

Zur Zeit bekommen alle Mitglieder diese Levels via privaten Yahoo Messenger, und allen TTZ-Mitgliedern wird beigebracht, wie sie sie selbst herausfi nden können. Wir erklären unseren Mitgliedern nachdrücklich, Kurs-Niveaus nicht einfach als Unterstützung oder Widerstand zu sehen, sondern als Bereiche, die von Wichtigkeit sind.

Zum Beispiel: Ein Markt, der einen Unterstützungsbereich durchschneidet, kann genauso signifi kant sein wie ein Markt, der den Bereich hält und höher geht. Warum das nur als Unterstützung sehen? WENN es ein „Bereich von Wichtigkeit“ ist und der Markt Stärke zeigt, DANN tun wir dies. WENN der Markt durch DEN wichtigen Bereich schneidet, DANN sollten wir lieber einen anderen Plan zur Hand haben.

Der Trade war eine Zurückweisung des Levels bei 1351,25; die Bewegung fand ihr Ende bei 1339. Entlang des Weges hatten wir Pausen an unseren kleineren Levels bei 1345 und 1343,50 antizipiert.

Den Bruch des Niveaus hatten wir seit Anfang der Woche diskutiert, auch Swing Trader erhielten eine Warnung bei einem Level unten bei 1319,50.

(Weil ich den Chart nicht kenne, bitte überprüfen Sie, ob meine Textinterpretation zu ihm passt.)

TRADERS´: Wie lange dauert ein typischer Trade im TTZ-Raum?

Weitzman: Ein Trade wird verlassen, wenn er versagt oder die Bedingungen sich ändern. Unser Trade Management geht davon aus, Teilgewinne zum Schutz des Trades mitzunehmen, jedoch immer einen Teil zu behalten, um die Gewinne laufen zu lassen. Wenn ein Trade nur einen oder zwei Punkte läuft, können wir in Minuten oder sogar Sekunden draußen sein.

Wenn ein Markt in einen Trend übergeht, können wir ihm mit einer Teilposition und Trailing Stopps stundenlang folgen. Alle Trades sind Day Trades, und die Positionen werden vor dem Schluss der Handelssitzung geschlossen.

TRADERS´: Wie viele Setups lehren Sie?

Weitzman: Wir lehren nur drei und halten uns an die Keepit- Simple-Regel. Diese drei Muster können im Laufe eines Tages reichlich Gelegenheit bieten. Typischerweise läuft das auf sieben bis zehn Trades pro Tag im 3-Minuten-Zeitrahmen im E-Mini S&P hinaus.

TRADERS´: Gehen Sie Trades ein, die Sie nicht in Ihrem Chatroom veröff entlichen?

Weitzman: Ja, von Zeit zu Zeit gibt es etwas, das ich „Interpretations- Trades“ nenne. Dabei handelt es sich um Situationen, die unserer allgemeinen Methode entsprechen, wo aber vielleicht keines unserer klassischen drei Setups vorgelegen hat. Fortgeschrittene Trader können sie handeln, wenn sie wollen, aber ich bemühe mich, nur solche Trades vorzuschlagen, die unseren klassischen drei Setups im Chatroom entsprechen, weil ich denke, dass das für den Unterrichtsablauf besser ist.

TRADERS´: Welchen größten Fehler kann ein Trader haben?

Weitzman: Im Allgemeinen handelt es sich dabei um einen Mangel an Disziplin und Unterkapitalisierung. Es gibt große Mengen guter Systeme im Markt. Viele Trader folgen jedoch nicht den vorgeschriebenen Regeln, und das endet in einem Versagen.

Trading Margins sind so niedrig wie nie, und das führt manchmal zu dem falschen Eindruck, dass man mit einem winzigen Konto reich werden könnte. Die Leute versuchen dann, zehn Lots mit einem 5K-Konto zu handeln und geraten in Panik, wenn ein 3K-Drawdown vorkommt. Ein 3K-Drawdown sollte für einen 10-Lot-Trader nicht signifi kant ein; es stellt jedoch 30 Prozent eines 10K-Kontos dar. Aber nur drei Prozent eines 100K-Kontos.

TRADERS´: Welche Positionsgrößen handeln Sie?

Weitzman: Typischerweise 20 Lots. In der Vergangenheit habe ich auch 80 bis120 gehandelt, fand aber, dass sich mein Trading veränderte; mit anderen Worten handelte ich außerhalb meiner Komfortzone und das führte zu Fehlern.

TRADERS´: Spielt Psychologie eine Rolle in Ihrem Trading?

Weitzman: Absolut, Psychologie ist von größter Bedeutung. Ein Trader muss seinen Setups vertrauen und wissen, dass die Gewinne kommen, wenn er sich an die Regeln hält. Vertrauen ist das Element Nummer Eins in der Trader-Psychologie. Wenn Sie so viele Jahre lang nach denselben Methoden handeln, bauen Sie das Vertrauen auf, das Ihnen sagt, dass es nicht an Ihren Fähigkeiten oder der Methodik liegt, wenn Sie einen schlechten Tag haben und Verluste einstecken müssen, sondern dass es reine Statistik ist und nicht jeder Tag profi tabel sein kann.

Ohne das Element des Vertrauens nach einem schlechten Tag oder nur einem einzelnen schlechten Trade kann ein Trader die Fähigkeit verlieren, weiterzumachen. Deshalb betreiben wir unseren Chatroom so, wie wir es tun: Durch die Kraft der sich immer wiederholenden Demonstration der Setups kann ein Trader das Vertrauen in die Methode entwickeln, noch bevor er richtiges Geld einsetzt.

Wir empfehlen nachdrücklich, dass Trader eine der vielen Simulationsplattformen benutzen, bevor sie richtiges Geld in den Handel an den Märkten stecken.

TRADERS´: Inwieweit hat sich Ihre Strategie in den vierzehn Jahren im Markt verändert?

Weitzman: Im Kern haben sich meine Überzeugungen und Strategien im Laufe der Jahre nicht verändert. Geändert haben sich verschiedene Kleinigkeiten oder Einstellungen bei den Werkzeugen, die wir benutzen, und zum größten Teil diente dies der Vereinfachung. Ich benutze heutzutage bei weitem weniger Indikatoren als in meinen Anfangstagen.

TRADERS´: Neben dem, was Sie unterrichten, benutzen Sie andere Strategien für den Handel mit Ihrem eigenen Geld. Können Sie das genauer beschreiben?

Weitzman: Neben dem Day Trading verfolge ich andere Strategien. Hauptsächlich sind das Swing Trades und meistens unter Verwendung von Optionen. Ich gehe an meine Swing Trades weitgehend in der gleichen Weise heran wie an meine Day Trades. Ich benutze nur drei Strategien, die stark regelbasiert sind. Der durchschnittliche Swing Trade dauert zwischen drei Wochen und drei Monaten.

TRADERS´: Wie groß war Ihr schlimmster Drawdown und Verlust?

Weitzman: Mein schlimmster Tag war ein Verlust von 27.000 Dollar.

TRADERS´: Was war passiert?

Weitzman: Ich brauche nicht zu sagen, dass sich der Verlust dramatisch verringert hätte, wenn ich mich an meine eigenen Regeln gehalten hätte.

TRADERS´: Und Ihr bester Tag in S&PPunkten und richtigem Geld?

Weitzman: Zufällig lag mein bester Tag ganz in der Nähe des gleichen Betrages, etwa 27.000Dollar. Ich glaube, in Punkten entsprach das etwa 60 Punkten im E-Mini S&P.

Ich sollte erwähnen, dass sowohl die großen Gewinne wie die Verluste einige Jahre zurückliegen, und dass ich seitdem strenge Regeln bezüglich meines eigenen Money Managements eingeführt habe, wodurch die Kurve deutlich fl acher geworden ist. An den meisten Tagen schwankt es um einen Mittelwert, der selten nach oben oder unten überschritten wird. Ich nenne das „in sich selber traden“.

Ein Tag mit riesigen Gewinnen mag großartig klingen, aber ein Tag mit riesigen Verlusten kann das Selbstvertrauen eines Traders zerstören. Ich ziehe es vor, mich darum zu bemühen, jeden Tag meinen „Durchschnittsbetrag“ zu verdienen, und ich höre jedes Mal zu traden auf, wenn mein maximaler Verlust erreicht ist.

TRADERS´: Wie gehen Sie mit einem schlechten Tag um?

Weitzman: Ich gebe mir Mühe, ihn zu ignorieren; wenn ich morgens aufwache, behandele ich ihn, als läge er Jahre zurück. Es gibt ohnehin nichts, was ich jetzt noch daran ändern könnte.

TRADERS´: An welchem Punkt fi ngen Sie an, als Trader Gewinne zu machen? Gab es einen besonderen Moment der Verwandlung?

Weitzman: Ich erinnere mich an den Moment, als der Markt für mich „klar“ wie bei der Lektüre eines Buches wurde und sich alles zusammenfügte. An Tagen, wenn es sich nicht so entwickelt, bleibe ich draußen. Das Marktprofi l zu verstehen war der Schlüssel.

Die Profi tabilität kam in Minischritten, im Laufe der Zeit gab es kleine Zuwächse. Ich habe ein ganzes Jahr für die Entwicklung eines Plans gebraucht, um mich von zehn Lots in einer Position auf 50 Lots zu steigern. Dann übertraf ich dieses Ziel, entschloss mich aber, auf die aktuellen 20 zurückzugehen, weil das meine Komfortzone ist. Wie Sie sehen, ist das ein anhaltender Prozess.

TRADERS´: Warum der E-Mini S&P?

Weitzman: Ich konzentriere mich an einem Trading-Tag gern auf nur ein Instrument, und der E-Mini bietet Volumen, Liquidität und Handelsstunden, die zu meinem Plan passen.

TRADERS´: Welche anderen Märkte oder Anlagearten handeln Sie noch außer Ihrer Spezialität, dem E-Mini S&P?

Weitzman: Meine Methodik funktioniert zwar in jedem liquiden Markt, aber ich ziehe es vor, bei einem zu bleiben, und das ist für mich der E-Mini S&P 500. Viele unserer Mitglieder handeln jedoch den DAX, den Russell 2000, den E-Mini Dow (bekannt als YM), Rohöl und Währungen.

Einige unserer Moderatoren handeln den DAX in der europäischen Morgensitzung, und ich nehme manchmal einen Trade mit, wenn ich zum Traden ins Büro komme.

TRADERS´: Sie haben im Laufe der vergangenen sechs Jahre hunderte von Studenten erlebt. Welcher Anteil schaff t es auf lange Sicht, und was gehört dazu? Gibt es gemeinsame Charakteristiken?

Weitzman: Der Chatroom hat eine sehr hohe Verbleibquote, vielleicht weil er für Mitglieder unentgeltlich ist, aber ich glaube auch wegen des Keep-it-Simple-Ansatzes. Auch das laufende Training, das wir bieten, verhilft vielen Tradern zum Erfolg, die sonst aufgegeben hätten, bevor sie erfolgreich wurden.

Es ist sehr schwierig für mich, im Verhältnis und exakt zu wissen, wie viele Erfolg haben und wie viele sonst versagt hätten, aber ich glaube natürlich, dass das, was wir lehren, eine außerordentlich wertvolle Roadmap und Umgebung für viele ist, um die Trendwende in ihrem Trading zu schaffen oder eine erfolgreiche Trading-Laufbahn zu starten. Wir versuchen, die richtige Mischung zwischen Hilfestellung und dem Füttern mit dem Löff el zu fi nden. Die Märkte vergeben nicht, und die Leute müssen unsere Ideen dazu verwenden, dort draußen auf eigenen Beinen zu stehen. Die es nicht können – nun die können es eben nicht, aber wir versuchen jenen zu helfen, die diese großartige Leistung vollbringen und Verantwortung übernehmen.

Letzten Endes gibt es aber keine Garantien und jeder muss das, was wir lehren, seinem eigenen Trading-Stil und –Ansatz anpassen.

Die gemeinsamen Charakteristiken sind Disziplin, Geduld und am wichtigsten: Handeln Sie nicht mit knappem Geld. Zu Beginn jeder Trader-Laufbahn gibt es Höhen und Tiefen, aber wer sein Trading-Kapital zur Bezahlung seiner monatlichen Rechnungen braucht, kommt häufi g nicht weiter als bis zum ersten Drawdown.

TRADERS´: In welcher Weise beeinfl usst Volatilität Ihre Ergebnisse im E-Mini S&P?

Weitzman: Die Volatilität war in letzter Zeit großartig. Weil wir immer einen Teil jeder Position behalten, um Gewinne laufen zu lassen, haben wir einige unglaubliche Läufe von 20 bis 30 Punkten erlebt, für den S&P war das fantastisch. Kürzlich hatten wir einen Gewinn-Trade mit 34 Punkten in weniger als einer Stunde. So etwas ist wundervoll. Die kurze Antwort ist also, dass die erhöhte Intraday-Volatilität von großem Nutzen ist.

TRADERS´: Sie benutzen manchmal noch einen Simulator. Warum?

Weitzman: Ich bleibe weiter im Chat-room, auch wenn ich mein Tagesziel oder den Stopp erreicht habe; während meine eigenen Regeln mir also vorschreiben, mit dem Traden aufzuhören, bin ich unseren Mitgliedern gegenüber verpfl ichtet, mich weiter um den Markt zu kümmern und unsere Setups zu identifi zieren. Es ist unmöglich, eine Methode oder ein einzelnes Setup in einem statischen Chart ehrlich zu bewerten; man muss das mitten im Geschehen tun. Während ich also kein wirkliches Geld mehr einsetze, bin ich noch auf Ebbe und Flut im Markt eingestimmt. Außerdem glaube ich, dass Praxis im Traden genau so wichtig ist wie im professionellen Sport oder in der Musik… Selbst wenn ein Pianist kein Konzert gibt, übt er. Das gleiche gilt für Berufssportler. Ein Simulator ist ein unentbehrliches Werkzeug und neue Trader sollten ihn benutzen, bevor sie mit richtigem Geld in den Markt gehen. Auch routinierte Trader sollten ihn zur Übung einsetzen, zum Beispiel wenn sie eine schwierige Wegstrecke in ihrem Trading durchmachen.

TRADERS´: Was gefällt Ihnen beim Traden und beim Unterrichten am meisten? Was beim Betrieb Ihres Chatrooms?

Weitzman: Ich liebe die Märkte und bin begeistert bei dem, was ich tue. Für mich selbst könnte ich mir keinen besseren Beruf vorstellen. Ich glaube, ich kann keine einzelne Sache benennen, aber großes Vergnügen empfi nde ich zum Beispiel, wenn mir ein Student eine E-Mail schickt: „I got it“.

Es ist das, was wir den Aha-Moment nennen, wenn die Charts geradezu mit einem reden. Das verschaff t mir große Befriedigung.

TRADERS´: Könnte irgendetwas dazu führen, dass Sie das Traden oder das Unterrichten aufgeben?

Weitzman: An diesem Punkt meines Lebens nicht. Ich liebe, was ich tue, sowohl das Traden, als wie auch das Unterrichten. Im Falle eines Lottogewinns würde ich einfach mit höheren Einsätzen traden. Im Handel Seite an Seite mit der Trader-Gemeinde, die wir aufgebaut haben, liegt viel Spaß und Geselligkeit.

TRADERS´: Wie genießen Sie Ihre Gewinne und Ihre Freitzeit?

Weitzman: Freizeit ist Familienzeit. Ich habe zwei kleine Kinder und eine Frau, die mich unglaublich unterstützt. Im Winter gehen wir Skifahren und Snowboarden oder fl üchten in wärmere Gegenden im Süden und gehen an den Strand. Im Sommer wandern und reisen wir gern. Wir haben uns vorgenommen, unseren Kindern die Welt zu zeigen. Letzten Sommer waren es vier Länder und in diesem Sommer werden es weitere vier sein.

TRADERS´: Herzlichen Dank für dieses Interview.

(c) Traders' Mag Ausgabe Juni 2008 - Traders´ media GmbH, Barbarastraße 31 , 97074 Würzburg
Homepage: www.traders-mag.com

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