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Warum Futureskurse sich ändern

Grundlagen Futures

Das cost-of-carry Prinzip erklärt die Grundbeziehung zwischen Kassa- und Futureskursen. Es erklärt nicht die vielen der weniger sicheren Faktoren, welche die Kurse der Futureskontrakte beeinflussen können. Dazu gehören saisonbedingte Einflüsse und eine Reihe von anderen unberechenbaren Ereignissen.

Saisonbedingte Einflüsse

Kurzfristig werden die Kurse landwirtschaftlicher Produkte durch saisonbedingte Anpflanz- und Erntezyklen sehr beeinflusst. Zur Erntezeit, wenn die Bestände und Angebote am Markt größer sind, tendieren die Kurse zu einem Tiefstand; sie steigen, während die Zeit vergeht, die Bestände aufgebraucht und die Angebote geringer werden. Im Sommer sind einige Getreidekurse auf niedrigem Niveau, da dann die Verkäufe der eingebrachten Weizen- und Haferernte ihren Höhepunkt erreichen. Im frühen Herbst dagegen sind die Sojabohnenverkäufe am größten, so dass die Kurse erst danach anzusteigen beginnen.

Saisonale Einflüsse sind nicht völlig berechenbar. Die Kurse können sich auch gegenläufig zu den Erwartungen bewegen. Viel hängt davon ab, welche Möglichkeiten ein Kursniveau des Marktes zulässt. Die Kurse individueller Waren können beispielsweise während einer allgemeinen Deflation schwerlich steigen oder während einer allgemeinen Inflation fallen. Außerdem können überschüssige Bestände oder Knappheiten saisonbedingte Einflüsse ausgleichen.

Aktienindex-Futureskontrakte können auch einer Art saisonbedingtem Effekt unterliegen. Eine ausführliche Erklärung ist an dieser Stelle nicht möglich, der Effekt hat jedoch mit dem großen Prozentsatz der im Index einbegriffenen Aktien zu tun, die früh im zweiten Monat jedes Quartals Dividende ausschütten. Ob der Aktieninhaber (somit der Inhaber des Kassa-Index) die Aktien rechtzeitig kaufte, um Anrecht auf die Dividende zu haben, oder nicht, beeinflusst seine Kosten (cost-of-carry). Falls er zu Dividenden berechtigt ist, werden seine tatsächlichen Finanzierungskosten geringer sein. Der Kurs des Futureskontrakts wird dies reflektieren.

Unvorhersehbare Ereignisse

Wir wissen: Sind Bestände hoch, sind die Kurse niedrig, und sind Bestände niedrig, sind die Kurse hoch. Das Wetter bestimmt häufig die Höhe der Bestände. Nehmen Sie beispielsweise die Orangen- und Weizenernten. Ein schwerer Frost in Florida kann zu einem niedrigerem Angebot an Orangen führen. Am Futuresmarkt wird diese Information sofort zur Kenntnis genommen, und wir dürften als Folge höhere Kurse der Futureskontrakte für gefrorenen Orangensaft sehen. Sehr gutes Wetter und eine unerwartet gute Weizenernte können zu niedrigeren Kursen der Futureskontrakte für Weizen führen, da das Angebot groß sein wird. Politische Entwicklungen sind für bestimmte Kontrakte ebenso wichtig wie das Wetter für andere: Streitigkeiten unter den OPEC-Ländern, wenn diese sich nicht auf feste Ölpreise und/oder Produktionszahlen für lange Zeiträume einigen können, haben niedrigere Kurse für Öl-Futureskontrakte zur Folge.

Ein drohender Krieg verursacht gewöhnlich ein Anziehen der Notierungen der Gold-Futureskontrakte: Einzelpersonen und Unternehmen legen aus Vorsichts-/Sicherheitsgründen in Gold an. Dieselbe Reaktion kann man bei der Erwartung hoher Inflation feststellen. Wenn die Welt dagegen verhältnismäßig friedlich und die Inflation niedrig ist, tendiert Gold dazu, billiger zu sein.

Bei Zins- und Währungs-Futureskontrakten - also Futureskontrakte die auf U.S.-Staatsanleihen (T-Bonds), Schatzwechseln (T-Bills), Eurodollars und den fünf Hauptwährungen (Kanadische Dollar, Euro, Japanische Yen, englisches Pfund, Schweizer Franken) beruhen - kommen die stärksten Einflüsse sowohl von der Federal Reserve (US-Zentralbank), vom US-Schatzamt (U.S. Treasury) als auch von den Zentralbanken der Europäischen Union und Asiens, da sich deren Politik und Handelsaktivitäten alle auf Zinssätze auswirken. Tatsache ist, dass die starken Zinssatzschwankungen in den 70er Jahren sowohl bei Hedgern als auch bei Spekulanten den Wunsch nach Zinssatz-Futureskontrakten auslösten.

Aktienindices werden von den gleichen Faktoren beeinflusst, wie auch der Aktienmarkt als Ganzes.

Zinssätze spielen sicherlich eine große Rolle - höhere Zinsen schaden gewöhnlich dem Aktienmarkt. Andere Auswirkungen schließen die Gesamtaussichten für Unternehmenserträge und Körperschaftssteuer-Politik ein, die den großen Unternehmen helfen oder schaden.

Dies sind nur wenige Beispiele einiger Haupteinflüsse auf die Kurse der Futureskontrakte. Inbegriffen in anderen Beispielen sind Insekten und/oder Krankheiten, die Produkte der Landwirtschaft nachteilig beeinflussen; Änderungen beim Verbraucherverhalten hinsichtlich gewisser Nahrungsmittel; Preisunterstützung seitens der Regierung oder Streiks. Später werden wir Informationsquellen erörtern, mit deren Hilfe man versuchen kann, einige Unberechenbarkeiten aus dem Handel zu nehmen, und wir werden uns mit bestimmten Techniken befassen, die die zu erwartenden Futureskontrakt-Kurse festzulegen versuchen.

Niemand weiß genau, welchen Kurs Waren nächstes Jahr, nächsten Monat, nächste Woche oder auch nur morgen haben werden. Handeln mit Futureskontrakten setzt deswegen voraus, dass man ein Verfahren entwickelt, das von Kurskenntnis zu ständiger Kursermittlung führt. Futureskontraktkurse spiegeln nicht nur aktuelle Kassakurse (und Faktoren, die sie beeinflussen) wider, sondern auch die Erwartungen künftiger Kurse und allgemeiner wirtschaftlicher Faktoren.

Quelle: (c) stebo.de - Auszug aus "Das Geheimnis der Futures - enträtselt"

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