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Relative Stärke - Strategie zur systematischen Aktienauswahl ?- Teil 2

Derivate Magazin - Indizes - 20.05.2013

[Derivate Magazin I Dr. Gregor Bauer] - In der zurückliegenden Ausgabe des Derivate Magazins stellten wir einige systematische Strategien der taktischen Asset-Allokation vor, die auf Basis eines erweiterten Relative-Stärke-Konzepts die Benchmark schlagen. Insgesamt wurden fünf Strategien besprochen. Darauf aufbauend sollen im Folgenden Erweiterungen der besten Strategie vorgestellt werden.

Die Grundlagen der klassischen Momentum-Strategie nach Levy und die Erweiterung über den Rangindikator nach Paesler wurden bereits im letzten Heft erläutert. Hier noch einmal ein kurzer Überblick über die bisher erläuterten Strategien.

Bekanntlich wird gemäß dem Konzept der relativen Stärke nach Robert Levy (RSL) eine Sortierung aller Aktien eines Wertpapieruniversums, z. B. eines Index, nach dem Quotienten aus aktuellem Kurs und dem Durchschnitt der Kurse der letzten 130 Tage vorgenommen und so eine Rangliste erstellt. Levy stellte in seiner Untersuchung Gewinner- und Verliererportfolios nach dem Kriterium des RSL-Konzepts zusammen und verglich deren Wertentwicklung nach sechs Monaten.

1. Handelsansatz: Die Umsetzung der Momentum-Strategie nach Levy

In unseren Teststrategien werden aus dem DAX-Universum von 30 Aktien die sechs Aktien gekauft, die zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Wert von größer 80 im 130-Tage-RSL-Rangindikator aufweisen (Wertebereich des RSL-Rangindikators nach Paesler: 0–100). Dabei bedeutet ein Indikatorwert von größer 80, dass nur die 20% der Aktien mit den höchsten Indikatorwerten gekauft werden, bei 30 DAX-Werten also genau sechs. Diese bilden das Gewinnerportfolio „G6“. Das Verliererportfolio „V6“ ergibt sich durch den Kauf der sechs Aktien, deren 130-Tage-RSL-Rangindikator zu einem bestimmten Zeitpunkt kleiner 20 ist, die also zu den 20% der schlechtesten Aktien gehören. Das Umschichten erfolgte zweimal im Jahr und zwar Anfang Januar und Anfang Juli.
Ergebnis: Die Ergebnisse waren allerdings noch ernüchternd, ein nachhaltiger Momentum-Index der Gewinneraktien ließ sich im DAX 30 nicht zeigen.

2. Handelsansatz: Wechsel zwischen Gewinner- und Verlierer-Portfolios

Die grundsätzliche Idee hierbei: Es wird wechselweise in die Gewinner und Verlierer investiert.
Am Jahresanfang wird in die sechs Aktien investiert, deren Rangindikator auf der Basis des 130-Tage-RSL unter 20 verläuft (also das Verlierer-Depot, V6).
Zur Jahresmitte wird dann in das Gewinner-Depot (G6) gewechselt, also in die sechs Aktien investiert, deren Rangindikator der 130-Tage-RSL über 80 beträgt. Diese Strategie erhält die Bezeichnung „V6 G6 RSL DAX-Aktien dynamisch“.
Ergebnis: Die Strategie des Wechsels der Verlierer in die Gewinner zur Jahresmitte zeigt eine deutlich bessere Performance.

3. Handelsansatz mit Filterbedingung: Einbeziehen eines „Sommerlochs“

Das Umschichten in den erläuterten Strategien findet jetzt zu geänderten Zeiten statt.
1. Phase: Investition von Anfang Januar bis Anfang Juni
2. Phase: Investition von Anfang Oktober bis Anfang Januar
Die Monate Juni bis September werden folglich als Sommerloch ausgespart und das Kapital zum Geldmarktsatz (Eonia) angelegt.
Die Strategie „V6 G6 RSL DAX-Aktien dynamisch“ wurde unter Einbeziehung des Sommerlochs getestet.
Ergebnis: Die Einführung eines Sommerlochs führt zu deutlichen Verbesserungen der Rendite.

4. Handelsansatz mit Filterbedingung: DAX im Aufwärtstrend

Die neu eingefügte Filterregel besagt, dass nur dann in Aktien investiert wird, wenn sich der Gesamtmarkt, gemessen am DAX, im Aufwärtstrend befindet. An den beiden Umschichtungstagen im Jahr muss also die 130-Tage-RSL des DAX größer als eins sein, damit investiert werden darf.
Der Handelsansatz „V6 G6 RSL DAX-Aktien dynamisch“ wurde nur mit dieser Filterregel getestet, also ohne zusätzliches „Sommerloch“
Ergebnis: Ein Filter, der Transaktionen nur bei einem Aufwärtstrend im DAX zulässt, erhöht die Performance signifikant und verbessert die Risikokennzahlen.

5. Handelsansatz mit Filterbedingung: Sommerloch und DAX im Aufwärtstrend

Die beiden oben beschrieben Strategieerweiterungen lassen sich auch kombinieren. Dabei wird sowohl das Sommerloch als auch der erforderliche Aufwärtstrend im DAX berücksichtigt, letzterer gemessen an der 130-Tage-RSL des DAX.
Ergebnis: Mit einer jährlichen Rendite von 14,48 Prozent und einem maximalen Drawdown von ?35,82 Prozent konnte die Strategie „V6 G6 RSL DAX-Aktien dynamisch“ die Rendite gegenüber der DAX Kauf-Halte-Strategie im 23-jährigen Testzeitraum mehr als verdoppeln und gleichzeitig den maximalen Drawdown dieser Strategie von ?73,40 Prozent mehr als halbieren, wobei die Volatilität insgesamt bei nur 15,24 Prozent lag (DAX-Kauf-Halte-Strategie: 22,40 Prozent)

Abbildung 1 stellt das Ergebnis der bisher besten Strategie in Vergleich zu einer Kauf-Halte-Strategie eines DAX-ETF graphisch dar. Der Testzeitraum lag zwischen dem 26.3.1992 und dem 26.03.2012.


Abbildung 1: Vergleich des Aktienauswahl-Systems „V6 G6 RSL DAX-Aktien dynamisch“ (rote Linie) mit einer Kauf-Halte-Strategie (schwarze Linie). Testzeitraum: 26.03.1992–26.032012
(Quelle: Oliver Paesler, captimizer.de)

Tabelle 1 stellt noch einmal die Performance sowie die Risikokennzahlen der einzelnen bisher getesteten Strategien einander gegenüber.


Quelle: Oliver Paesler, captimizer.de

Im zweiten Teil der Artikelserie betrachten wir nun einige Neuerungen, um den Auswahlprozess weiter zu optimieren. Dabei soll natürlich die leichte Umsetzbarkeit im Rahmen einer Vermögensverwaltung weiterhin gewährleistet sein.
Abweichend vom bisherigen, fest vorgegebenen Rhythmus der Depotumschichtungen, wurden Verfahren zur Optimierung des Prozesses der Umschichtungen getestet. Dabei soll insbesondere auch das Verhältnis von Performance zu Risiko weiter verbessert werden.

6. Handelsansatz: Variable Umschichtungen

Wir verwenden jetzt zusätzlich eine Ein- und Austrittsbarriere in Bezug auf die Position einer Aktie in der Relative-Stärke-Rangliste. Investoren steigen ein, wenn sich eine Aktie in der Rangliste nach oben gearbeitet hat und eine vorgegebene Rangposition überschreitet. Gehört die Aktie beispielsweise zu den 20 Prozent der DAX-Aktien mit der höchsten relativen Stärke, setzen Sie darauf, dass sich dieser Trend fortsetzt und sich die Aktie auch in Zukunft überdurchschnittlich entwickelt, der Wert des RSL-130-Rangindikators der Aktie steigt also über 80.

Umgekehrt wird eine Aktie verkauft, wenn sie nicht mehr zur Spitzengruppe gehört. Also wenn in unserem Beispiel der RSL-130-Rangindikator unter 80 fällt. Der Vorteil dieser Vorgehensweise liegt darin, dass zeitnah auf Änderungen reagiert werden muss. Auf der anderen Seite ist dieser Ansatz auch mit einem höherem Arbeitsaufwand und auch höheren Transaktionen verbunden.
Ergebnis: Die Strategie hat einen entscheidenden Nachteil: Wird als Eintritts- und Austrittsbarriere dieselbe Rangposition gewählt, so führt das Schwanken des RSL-Rangindikators um diese Barriere zu vielen Fehlsignalen. In der Praxis führt diese Kombination in Verbindung mit den erhöhten Transaktionskosten zu Verlusten, selbst wenn der DAX im gleichen Betrachtungszeitraum gestiegen ist.

Um die Transaktionshäufigkeit zu senken, bieten sich mehrere Möglichkeiten an.

1. Man kann die Eintrittsbarriere höher legen als die Austrittsbarriere und so eine Art neutrale Zone schaffen, die verhindert, dass kleine zufällige Schwankungen zu häufigen Fehlsignalen führen. So kann eine Aktie beim Überschreiten von 80 im RSL-Rangindikator gekauft und erst dann wieder verkauft werden, wenn sie unter 70 fällt. Mit diesem Ansatz ließ sich die Rendite aber auch nur geringfügig verbessern.

2. Etwas bessere Ergebnisse zeigte die Einführung einer Verifikationsdauer. Wenn Sie beispielsweise fünf Tage abwarten, ob sich die Aktie oberhalb bzw. unterhalb der Barriere von 80 hält und erst dann handeln, vermindern Sie Fehlsignale und senken Transaktionskosten.

3. Als sehr gut geeignet erwies sich die Verwendung eines auf den RSL-Rangindikator berechneten gleitenden Durchschnitts. Durch die Glättung des Indikatorverlaufs wurden Fehlsignale weiter reduziert.

7. Handelsansatz: Variable Umschichtungen und Market-Timing

Wir kombinieren jetzt zwei unterschiedliche Auswahl-Faktoren. Unter Einbeziehung einer Market-Timing-Komponente soll nur dann in eine Aktie aus dem DAX investiert werden, wenn sich die Aktie und der DAX gleichzeitig im Aufwärtstrend befinden. Um den Aufwärtstrend zu definieren verwenden wir wieder die 130-Tage-RSL. Ist sie größer eins, befindet sich der Kurs oberhalb seines 130-Tage-Durchschnitts, wodurch der Aufwärtstrend definiert wird.

Der zweite Auswahl-Faktor bezieht sich auf die Optimierung des Zeitpunkts der Umschichtungen aus Handelsansatz sechs. Wir kombinieren hierbei nun die 10-Tage-Glättung des RSL-Rangindikators mit der Verifikationsdauer von fünf Tagen.

Die Handelsregeln des dynamischen Momentum-Ansatzes mit Auswahl und Timing-Komponente

Die Handelsregeln:

Die Einstiegsbedingungen:

Unser Einstiegssignal erfolgt, wenn der mit einem 10-Tage-Durchschnitt geglättete RSL-130-Rangindikator fünf Tage über 80 verläuft (Aktien-Auswahl-Komponente) und die beiden Filterbedingungen 130-Tage-RSL der Aktie und 130-Tage-RSL des DAX größer eins sind (Timing-Komponente).

Dabei bringt die Aktien-Auswahl-Komponente, dass die Aktie selbst beim Einstieg einen RSL-130-Wert von größer eins aufweisen muss, nur geringe Verbesserungen. Der Grund dafür liegt darin, dass die Aktien, die in die Spitzengruppe eintreten, meist ohnehin einen RSL-130-Wert von über eins aufweisen. Da wir allerdings einen Abwärtstrend in der Aktie als zusätzlichen Ausstiegsgrund definiert haben, schützt uns diese Filterbedingung davor, dass die Ausstiegsbedingung schon beim Einstieg erfüllt ist.

Die Ausstiegsbedingungen:

Ein Ausstieg erfolgt, wenn die Aktie die Spitzengruppe wieder verlässt, also der mit einen 10-Tage-Durchschnitt geglättete RSL-130-Rangindikator fünf Tage unter 80 verläuft oder die Aktie selbst in den Abwärtstrend gerät, was nach unserer Definition eintritt, wenn die 130-Tage-RSL der Aktie unter eins fällt. Zusätzlich wurde noch ein nachgezogener 15-Prozent-Stop als Sicherheitsausstieg definiert.

In Abbildung 2 ist die Aktie von MAN als Beispiel für eine Transaktion der Strategie dargestellt. Die beiden unteren Indikatoren stellen zusammen die Filterbedingungen dar, die erfüllt sein müssen, damit der erste Indikator ein Einstiegssignal erzeugen kann. Sowohl der RSL-130-Wert der MAN-Aktie, als auch der RSL-130-Wert des DAX müssen größer eins sein. Dort wo beide Filterbedingungen erfüllt sind, ist der Chart mit einem grauen Bereich hinterlegt. Der erste Indikatorbereich zeigt den mit einem 10-Tage-Durchschnitt geglätteten Verlauf des RSL-130-Rangindikators, der als eigentlicher Signalgeber fungiert. Mitte Mai 2010 hat der geglättete RSL-130-Rangindikator die 80er Marke fünf Tage infolge überschritten und ein Einstiegssignal erzeugt. Anfang Juni generierte der Indikator allerdings wieder ein Ausstiegssignal und verhinderte dadurch aber einen größeren Drawdown in Hinblick auf die kurz darauf einbrechenden Märkte. Das nächste Einstiegssignal wurde dann wieder zum Jahresbeginn 2012 erzeugt.


Abbildung 2: Die Entwicklung der MAN-Aktie (schwarze Linie) im Vergleich zum DAX. Mithilfe der dynamischen Momentum-Strategie mit Auswahl- und Timing-Komponente wird die Aktie in den Zeitperioden gehalten, in denen diese eine Outperformance gegenüber dem Index erzielt, also seit Januar 2012.
(Quelle: Oliver Paesler, captimizer.de)

Jetzt konnte das System die starke Aufwärtsbewegung sehr gut mitnehmen und ist zum aktuellen Zeitpunkt immer noch investiert. Vergleicht man die Entwicklung der MAN-Aktie (schwarze Linie) mit der Entwicklung des DAX (blaue Linie), so wird eine deutliche Outperformance der Aktie gegenüber dem Index während der aktuellen Halteperiode ersichtlich. Das System kann also durch aktives Stock-Picking erfolgreich den Markt schlagen.

Mit dieser dynamischen Momentum-Strategie wurde im Testzeitraum von 20 Jahren eine Rendite von 11,79 Prozent pro Jahr erzielt. Ein DAX-ETF hätte im gleichen Zeitraum „nur“ 7,19 Prozent pro Jahr erreicht. Damit hat unsere Strategie eine erhebliche Outperformance erzielt, und das verbunden mit deutlich besseren Risikokennzahlen, wie Sie Tabelle 2 entnehmen können.

Tabelle 2: Rendite und Risikokennzahlen der dynamischen Momentum-Strategie gegenüber verschiedenen Vergleichsstrategien über 20 Jahre (26.03.1992 – 26.03.2012)


Quelle: Oliver Paesler, captimizer.de

Überprüfung der Effizienz der zwei Filterkomponenten der dynamischen Strategie
Mit zwei Tests wollen wir nun feststellen, ob die Auswahl- oder die Timing-Komponente alleine nicht schon vergleichbar gute Ergebnisse bringen. Wäre dies der Fall, könnte man ja auf eine der beiden Komponenten verzichten.

Test 1: DAX-ETF mit Timing-Komponente versus DAX „Buy and Hold“

Wir testen die Performance eines DAX-ETF mit der Timing-Komponente. Wenn man beurteilen will, ob die Auswahl-Komponente einen Vorteil bringt, muss man eine Strategie, welche die Timing-Komponente auf den DAX anwendet, mit einer einfachen DAX-ETF-„Kauf-und-Halte-Strategie“ vergleichen. Schließlich könnte ja der Mehrwert unserer dynamischen Momentum-Strategie ausschließlich durch die Timing-Komponente verursacht sein. Wenn dies der Fall ist, wäre es einfacher, gleich auf die Auswahl-Komponente zu verzichten.

Bei dieser Vergleichsstrategie legen wir das Geld immer in einem DAX-ETF an, wenn der RSL-130-Wert des DAX größer eins ist, andernfalls wird in ein Geldmarkt-ETF investiert. Dieser Ansatz reduziert zwar den maximalen Kapitalverlust um die Hälfte gegenüber einer Kauf-Halte-Strategie, bleibt mit 7,04 Prozent Rendite pro Jahr aber auch hinter der Rendite der Kauf-Halte-Strategie mit 7,19 Prozent zurück.

Tatsächlich lässt sich die DAX-Timing-Strategie durch die Anwendung des Auswahlfilters noch verbessern. Ein weiterer Testansatz sieht jetzt vor, erst dann in den DAX-ETF zu investieren, wenn die 130-Tage-RSL fünf Tage über dem Wert von eins verläuft. Liegt sie fünf Tage darunter, wird verkauft. Diese Verbesserung reduziert die Transaktionshäufigkeit und steigert die Rendite auf fast 9,9 Prozent p. a., da Fehlsignale, die durch kleine Schwankungen der 130-Tage-RSL um den Wert von eins auftreten, reduziert werden. Die Risikokennzahlen bleiben dabei weitestgehend unverändert. Auf den Einsatz des nachgezogenen 15-Prozent-Stops wurde an dieser Stelle verzichtet, da dieser zu keiner merklichen Veränderung der Ergebnisse führt.

Test 2: Auswahl der DAX-Aktien mit Timing-Komponente

In diesem Test wird jetzt die Timing-Komponente nicht auf den DAX, sondern auf die einzelnen Aktien angewendet. Auch bei dieser Vorgehensweise bringt die Verifikationsdauer von fünf Tagen eine Verbesserung der Rendite.
Eine Aktie wird folglich gekauft, wenn der RSL-130-Wert der Aktie fünf Tage über eins verläuft, und wieder verkauft, wenn der RSL-130-Wert über fünf Tage unter eins liegt.

Auch bei dieser Strategie wurden ein nachgezogener 15-Prozent-Stop als Sicherheitsausstieg verwendet und immer ein Sechstel des Kapitals investiert. Bei dieser Vorgehensweise spielt die zeitliche Abfolge, in der die Signale auftreten, eine wichtige Rolle. Denn es können nur solange neue Positionen aufgebaut werden, wie die liquiden Mittel ausreichen. Ist das Kapital investiert, werden alle weiteren Einstiegssignale ignoriert.

Mit dieser reinen Timing-Strategie auf die Aktien des DAX lässt sich schon eine beachtliche Rendite von 8,78 Prozent pro Jahr erzielen. Die Überlegung, diese reine Timingstrategie mit der Auswahl-Komponente als Filter zu verbessern, liegt nahe. Leider klappt dies in der Praxis nicht wie erhofft und die Erweiterung der Strategie mit einer Filterbedingung auf Basis der Rangposition führt zu keiner Verbesserung der Ergebnisse. Wenn der Wert des RSL-130-Rangindikators beim Einstiegssignal über 80 liegen soll, entstehen zu wenige Signale, da die 130-Tage-RSL der Aktien meist deutlich vorher über eins steigt. Ein Absenken der Filterbarriere auf 50 sorgt zwar für eine deutliche Verbesserung gegenüber der 80er Variante, kann aber keinen Mehrwert gegenüber der Variante ohne Filter generieren. Tabelle 1 zeigt die Rendite und Risikokennzahlen der dynamischen Momentum-Strategie im Vergleich zur Kauf-und-Halte-Strategie auf einen DAX-ETF sowie die Ergebnisse der beiden Teststrategien über 20 Jahre (26.03.1992–26.03.2012).

Ergebnis:

Die dynamische Momentum-Strategie mit Auswahl- und Timing-Komponente erwies sich im Testzeitraum gegenüber allen Vergleichsstrategien als überlegen. Mit 11,79 Prozent Rendite pro Jahr und einem maximalen Kapitalrückgang von ?22,33 Prozent konnte ein attraktives Verhältnis von Risiko und Rendite erzielt werden, was auch in einer MAR-Ratio von 0,53 deutlich wird. Der Mehrwert dieser Strategie entsteht allerdings erst im Zusammenspiel von Auswahl- und Timing-Komponente. Weder die Auswahl- noch die Timing-Komponente allein konnten ein vergleichbares Ergebnis erzielen. Schaut man sich die Wertentwicklung der einzelnen Strategien in Abbildung 3 an, wird deutlich, dass die Outperformance in den großen Baissen generiert wird. Dabei sorgt die Timing-Komponente dafür, dass lange Phasen des Abschwungs vermieden werden. Aber auch der Vergleich mit der reinen Timing-Strategie auf den DAX zeigt, dass die Aktienauswahl gerade am Ende einer Aufwärtsbewegung Vorteile bringt.

Die Ergebnisse sind insofern erstaunlich, da wissenschaftliche Untersuchungen ergeben haben, dass der sogenannte Momentum-Effekt bei Aktien aus dem DAX nur sehr schwach ausgeprägt ist. Der Momentum-Effekt soll allerdings bei Aktien aus der zweiten Reihe besonders stark ausgeprägt sein. In der nächsten Ausgabe des Derivate Magazins werden wir daher der Frage nachgehen, ob ein erweitertes Anlageuniversum die Anwendung von Momentum-Strategien begünstigt.


Abbildung 3: Wertentwicklung der dynamischen Momentum-Strategie (schwarze Linie) im Vergleich zu einem DAX-ETF(Buy-and-Hold; rote Linie) und einer reinen Timing-Strategie mit einem DAX-ETF (blaue Linie)
(Quelle: Oliver Paesler, captimizer.de)

Fazit

Gegenüber der bisherigen Strategie („V6 G6 RSL DAX Aktien dynamisch“) wurde mit der hier erläuterten dynamischen Momentum-Strategie ein Fortschritt hinsichtlich des Chance-Risiko-Profils erzielt, denn für Vermögensverwalter und institutionelle Investoren entscheidend ist die Erzielung einer akzeptablen Rendite bei möglichst geringem Drawdown.

Insbesondere die neu eingeführten Auswahl- und Timing-Komponenten reduzieren die Verlustphasen deutlich. Diese Kombination bietet Investoren daher einen Chance-Risiko-optimierten Handelsansatz, der in allen ETF-Portfolios leicht umzusetzen ist.

Über den Autor: Dr. Gregor Bauer arbeitet als selbständiger Portfolio-Manager für Privatkunden und Firmen (www.drbauer-consult.de) und ist Dozent für Portfoliomanagement an verschiedenen Hochschulen.

Dieser Artikel ist erschienen im Derivate Magazin. | Ausgabe 2 | 2012

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