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Halvers Woche: "Krypto-Währungen - geniale Technik oder fatale Blasen?"

Börse Frankfurt - Forex - Kryptowährungen - 01.12.2017 - Interactive Chart: BITSTAMP:BTCUSD

1. Dezember 2017. MÜNCHEN (Baader Bank). Bitcoin ist der bekannteste Vertreter unter den Krypto-Währungen, auch Krypto- oder Cyber-Geld oder kurz Kryptos genannt. Derzeit sind sie in aller Munde. Was ist von ihnen zu halten?

Die "Blockchain-Technologie"

Hinter einer Krypto-Währung stehen miteinander verkettete Blöcke, die sogenannte Blockchain. Sie ist eine Art dezentrale Datenbank, zu der jeder, der mit seinem Computer an die Krypto-Währung angebunden ist, Zugang hat. Alle wissen über jede ausgeführte Zahlungstransaktion also Bescheid. Das, was in der Wirtschaftswissenschaft für unsere Finanzwelt als theoretische Annahme gilt, praktisch aber eine Illusion blieb, ist bei Blockchain Realität geworden. Es herrscht vollständige Transparenz.

Ein weiterer Vorteil von Blockchain ist, dass zwei Vertragspartner ohne Zwischenschaltung einer dritten Instanz Verträge schließen und Zahlungsverkehr betreiben können. Obwohl die Notenbanken sie flüssig halten, sind Banken überflüssig. Mit dieser Technologie kann übrigens auch die Einhaltung eines geschlossenen Vertrags überwacht werden. Ist z.B. bei einer Autofinanzierung der Käufer säumig, könnte Blockchain über eine hinterlegte Verschlüsselung dafür sorgen, dass sich das betreffende Fahrzeug nicht mehr starten lässt. Im Einzelhandel käme es zu einer wahren Transparenz-Revolution. Über Blockchain ließe sich problemlos nachverfolgen, von welchem Hühnerhof das Ei kommt oder ob bei einer gekauften Makrele die Kühlkette eingehalten wurde.

Nicht zuletzt könnten beispielsweise im darbenden Krankenversicherungssystem die Kosten gedrückt werden. Es gibt keine manipulierten Abrechnungen mehr, da die Daten von jedem Rezept vom Onkel Doktor hinterlegt und damit kontrollierbar sind.

Auch gesamtwirtschaftlich wären mit dieser Transparenz willkürlichen Preisschüben Riegel vorgeschoben. Und da die teilnehmenden Geschäftspartner anonym sind, ist sogar der Datenschutz gewährleistet. Verbraucherverbände kämen aus dem "Hurra-Schreien" gar nicht mehr heraus. Klingt alles fast zu schön, um wahr zu sein, oder?

Aber wo liegen die Fallstricke von Kryptos?

Doch kennt man die Geschäftspartner nicht persönlich, ist kriminellen Handlungen Tür und Tor geöffnet. Ich kommentiere es nicht, dass China, Russland und Nordkorea bedeutende Nutzer von Kryptowährungen sind. Mit welcher Berechtigung werden Steuerhinterziehung, Schwarzgeld oder Drogenkriminalität durchleuchtet, wenn man alternativ dunkle Krypto-Ecken erlaubt?

Da mittlerweile viele Menschen Kryptos nutzen, können Zahlungstransaktionen mitunter mehr als 10 Minuten dauern. Bei Mastercard, Visa, American Express oder Pay Pal geht das ruckzuck. Wer will denn so lange auf "Voice of Germany" oder "Deutschland sucht den Superstar" verzichten? Überhaupt, hieß es nicht, dass die zügige Zahlungsabwicklung der große Vorteil von Cyber-Geld sei?

Und wer sich schon über die Wiedereinführung oder Erhöhung von Überweisungs- oder Kontoführungsgebühren bei Girokonten aufregt, sollte vor Transaktionen mit Kryptowährungen die Familienpackung Valium zu sich nehmen. Die kosten richtig Geld.

Ein Handicap für den Zahlungsverkehr ist, dass die Schöpfung von Krypto-Geld durch Rechenkapazitäten der Computer eingeschränkt ist. Kryptisches Geld ist daher nicht beliebig vermehrbar mit der Konsequenz, dass sein Kurs allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Welches produzierende bzw. Dienstleistungen verkaufende Unternehmen will aber wirklich eine Währung akzeptieren, die bei Kursverlusten die Gewinnmarge zerschlägt?

Ohnehin gibt es viele Krypto-Währungen, nicht nur Bitcoin, selbst wenn diese zurzeit synonym wie Tempo bei Papiertaschentüchern oder Hilti für Bohrmaschinen verwendet werden. Doch wer sagt, dass das so bleibt? Es herrscht ein Kampf um die "richtige" Digitalwährung. Hier gibt es noch viel zu viel Streuverluste. Die Spreu hat sich noch lange nicht vom Weizen getrennt.

Insgesamt sind Krypto-Währungen für den Otto Normalo nicht zum Bezahlen geeignet.

Krypto-Währungen sind der Erzfeind der Politik

Und es gibt noch das ganz große Killerargument gegen Kryptos als allgemeines Zahlungsmittel. Mit ihrer durch Rechenkapazitäten beschränkten Verfügbarkeit hätten diese Währungen zwar einen starken Stabilitätscharakter. Denn die unsolide ungebremste Geldvermehrung über die Druckerpresse der Geldpolitik wäre beendet.

Doch mit nicht mehr beliebig vermehrbarem Krypto-Geld wären leider auch die üppigen staatlichen Sozialleistungen nicht mehr zu finanzieren. Genau diese über üppige Neuschulden gestemmten populistischen Wahlgeschenke sind aber offensichtlich erforderlich, um die öffentliche Ruhe zu sichern bzw. Europa-feindliche Wahlergebnisse abzuwenden. Und wie will man sich erst von zukünftigen (Euro-)Krisen "freikaufen"?
"Wie Kryptos ist auch Gold nicht beliebig vermehrbar."

Überhaupt, wie sollen in einer global brutal wettbewerbsintensiven Welt Standortverbesserungen, Steuersenkungen und digitale Infrastruktur sowie Militärausgaben bezahlt werden? Hatte Ronald Reagan nicht die damalige Sowjetunion mit unendlich viel Geld totgerüstet? Wurde wegen dieser "heren Ziele" nicht sogar die Gold-Deckung von Krediten Anfang der 70er-Jahre ersatzlos gestrichen? Auch Gold hat den "Nachteil", nicht beliebig vermehrbar zu sein.

Also, warum sollte sich ein Politiker für den umfangreichen Einsatz von Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Ripple, Litecoin, Dash, usw. einsetzen? Sollen sie auf hohes Wirtschaftswachstum, das von den Notenbanken mit ihrer Währung "Geld" hemmungslos gedüngt wird, verzichten? Welcher Politiker will denn das real existierende Märchen Rumpelstilzchen beenden, das erlaubt, aus Stroh, also aus Nichts, Geld zu machen? Politiker lassen nicht die Finger vom Geldausgeben. Das ist eine Berufskrankheit. Wer verzichtet schon freiwillig auf die Chancen einer Wiederwahl? Kämen Frösche auf die Idee, ihre eigenen Tümpel trockenzulegen?

Bevor sich Kryptowährungen auch nur ansatzweise in Richtung konkurrenzfähiges Massenzahlungsmittel entwickeln, werden sie von der Politik auf die Guillotine gelegt.

Wird die nächste "Sau" über das Börsenparkett gejagt?

Für Anleger, die Risiko aushalten können, sind Kryptos allerdings paradiesische Spekulationsobjekte. Und wenn eine Anlageform wie Bitcoin seit Jahresbeginn etwa 1000 Prozent gewonnen hat, kann man getrost von einer Blase sprechen. Allerdings hat es auch schon Abstürze von 30 Prozent gegeben.

Aus heutiger Sicht ist zu erwarten, dass der Kurs von Bitcoin & Co. noch weiter ansteigt. Die Finanzindustrie hat Kryptowährungen längst als Anlageobjekt entdeckt und smarte Produkte darauf gestrickt. Kryptowährung kann man online auf einem Bitcoin-Marktplatz kaufen. Bitcoin-Börsen wie CEX.IO, Kraken, Bitstamp und Paymium sind Alternativen. Indexzertifikate von Banken gibt es auch schon. In den USA ist sogar die Einführung eines Bitcoin-Futures geplant, wodurch Kryptos für institutionelle Anleger die höheren, professionellen Weihen erhalten. Selbst in den Boulevard-Blättern liest man mittlerweile davon. Das Thema ist im Volks-Kapitalismus angekommen.

Lieber ein Bit als ein Bitcoin?

Kommt Ihnen diese Blase bekannt vor? Es gab bereits Blasen bei Tulpen, bei Eisenbahnen, Immobilien oder dem Neuen Markt. Und tatsächlich, legt man den Kurs von Bitcoins zeitversetzt mit der Entwicklung des Neuen Markts übereinander, sind Ähnlichkeiten nicht nur rein zufällig. Das Ende vom Lied kennt jeder.

Der Auslöser eines Platzens der Krypto-Blase könnten weltweit scharfe Regulierungen aus Angst vor einer die Politiker einschränkenden Währungs-Konkurrenz sein. Alternativ könnte eine neue weltweite digitale Währung der Großbanken, die sich an unserem klassischen Geldsystem orientiert, den Kryptos den Garaus bereiten.

Was bleibt nach dem Hype übrig?

Wie lange sich die Krypto-Blase noch aufbläht bzw. wann sie platzt, kann niemand prophezeien. Eins ist aber klar: So wie die Eisenbahnen die Eisenbahn- und das Internet die Dotcom-Blase überlebt haben, wird die Blockchain-Technologie die Krypto-Blase überleben.

Das Bersten der Krypto-Blase hätte sich dann am Ende doch noch bezahlt gemacht.

1. Dezember 2017, © Baader Bank

Ãœber den Autor
Robert Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank und Halvers Woche Bestandteil des wöchentlichen Kapitalmarktmonitors.

Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.

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