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Rententrends Juni 2017: Editorial: Zwischen Europa-Euphorie und US-Orientierungslosigkeit

HSH Nordbank Research - Bonds - 19.06.2017

Läuft in Europa. Konjunktur? Bestens, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Spanien und Italien. Man kann getrost von einem breit angelegten Aufschwung in der Eurozone sprechen. Ist der Populismus noch ein Thema? Ja, aber nach der Präsidentschaftswahl in Frankreich ist die Bedrohung der EU von dieser Seite wesentlich geringer geworden - trotz Brexit. Und der Bankensektor? Selbst an dieser Front ist eine relative Ruhe eingekehrt, insbesondere nach der sauberen Lösung, die man für die insolvente Banco Popular aus Spanien gefunden hat. Damit ist ein Umfeld geschaffen, das weitere Integrationsschritte zur Stabilisierung der Währungsunion und der Europäischen Union wieder realistisch erscheinen lässt.

Zu diesen erfreulichen Entwicklungen steht das politische Gebaren der neuen US-Administration unter Präsident Donald Trump in einem frappierenden Gegensatz. Niemand weiß so recht, in welche Richtung Trump marschiert. Wird der US-Präsident dem Wettern gegen die "unfairen" Exporte deutscher Autos in die USA und der genauso unfairen Leistungsbilanzüberschüsse Maßnahmen zum Schutz der heimischen Industrie folgen lassen? Oder obsiegt am Ende doch die ökonomische Vernunft? Was ist außenpolitisch zu erwarten? Werden über Jahrzehnte aufgebaute geopolitische Leitplanken eingerissen?

In diesem Spannungsfeld bewegt sich die Weltwirtschaft. Ein Mehr an Europa, ein wirtschaftlich stabilerer Kontinent versus ein ungewohnt orientierungsloses Nordamerika, das dabei ist, sein grundsätzlich gutes Wachstumspotenzial zu untergraben. Was bedeutet das für Zinsen, US-Dollar und das globale Wachstum?

Robuster Konjunkturverlauf dies- und jenseits des Atlantiks

Wachstumstechnisch sieht es in den USA derzeit gut aus. Zwar darf man wohl die hochtrabenden Infrastruktur- und Steuersenkungspläne Trumps in der bisher plakativ und großspurig verbreiteten Form - Infrastrukturinvestitionen von 1000 Mrd. US-Dollar und Senkung der Körperschaftssteuer von 39,1 % auf 15 % - getrost zu den Akten legen. Aber ein Wirtschaftswachstum von 2 bis 2,5 % sollte in diesem und im kommenden Jahr dennoch möglich sein, die letzten Konjunkturdaten geben das allemal her. Europa strebt auf einen BIP-Zuwachs von etwa 2 % hin, was angesichts des im Vergleich zu den USA niedrigeren Bevölkerungswachstum eine ordentliche Zahl ist - ein derart hohes Wirtschaftswachstum hat man zuletzt im Jahr 2010 erreicht, das angesichts der vorhergehenden großen Rezession ein Ausnahmejahr war. In den Schwellenländern, allen voran China, freut man sich über die verbesserte Lage in Europa, ist der Kontinent doch der wichtigste Abnehmer für die in Asien produzierten Güter.

Diese erfreulichen Aussichten könnten jedoch empfindlich gestört werden - durch die USA. So würde beispielsweise die Aufkündigung des Nafta-Freihandelsabkommens, das die USA im Jahr 1994 mit Kanada und Mexiko abgeschlossen hat, nicht nur die betroffenen Länder empfindlich treffen, sondern die Stimmungslage in der Weltwirtschaft ganz generell beinträchtigen. Unrealistisch? Nach der Ankündigung Donald Trumps, die Zustimmung zum Pariser Klimaabkommen wieder zurückzuziehen, sollte man nicht voreilig etwas ausschließen, nur weil die ökonomische Sinnhaftigkeit fehlt. Die Häufigkeit, mit der der US-Präsident deutsche Autoexporte kritisiert, lässt es leichtfertig erscheinen, Importrestriktionen für Volkswagen, BMW und Co. auszuschließen. Dies gilt umso mehr, als die USA in den 1980er Jahren bereits Importbeschränkungen für japanische Autos durchgesetzt haben. Derzeit wird übrigens in der Trump-Administration überlegt, ob man ein Gesetz anwendet, das Importverbote zulässt, wenn die nationale Sicherheit bedroht ist. Konkret geht es um Aluminium- und Stahlimporte, aber eine Ausweitung auf Autos lässt sich sicherlich ebenfalls begründen, auch wenn das entsprechende Gesetz in den vergangenen Jahrzehnten nur in ganz wenigen Fällen angewendet wurde.

Unsicherheit schlägt sich in niedrigeren Renditen nieder

An der Zinsfront macht sich die Verunsicherung durch die Trump-Regierung bereits bemerkbar. So sind die Renditen sowohl für langfristige T-Notes als auch für die entsprechenden Bunds in den vergangenen Wochen kräftig gesunken - trotz der Zinsanhebungen durch die US-Notenbank und der guten Konjunkturdaten aus der Eurozone. Offensichtlich fliehen viele Anleger in den so genannten sicheren Hafen der Staatsanleihen. Zehnjährige Bundrenditen bei aktuell 31 Basispunkten und die Renditen der T-Notes bei 2,17 % sind eigentlich Rezessionsniveaus. Wie geht es hier weiter? Mit angezoner Handbremse. Die Renditen werden steigen, weil die Konjunkturerholung sich aller Voraussicht nach fortsetzt. Aber die vielen ungeklärten Fragen in Bezug auf die USA - die Stichworte sind bereits gefallen: Steuerreform, Konjunkturprogramm, Protektionismus - werden viele Investoren dazu bewegen, das Engagement in Staatsanleihen nur ganz allmählich zurückzufahren. Entsprechend mager dürfte der Renditezuwachs im Laufe des restlichen Jahres ausfallen, vor allem in den USA.

Ein disruptiver Tweet, eine Pressekonferenz oder ein Dekret von Donald Trump können alles ändern, und zwar am ehesten in Richtung fallender Renditen. Zwar ist es richtig, dass etwa Importzölle die Inflation ansteigen lassen würden und höhere Inflation üblicherweise mit höheren Renditen verbunden ist; wenn allerdings die Angst, etwa vor einem letztlich deflationär wirkenden Handelskrieg, überwiegt, müsste man mit niedrigeren Renditen rechnen.

Disruptiver Trump würde US-Dollar aufwerten lassen

Und was macht der US-Dollar? Die Zinsanhebung durch die US-Notenbank und die Ankündigung der Fed Chefin Janet Yellen, noch in diesem Jahr mit der Reduktion des Bestandes an Wertpapieren zu beginnen, sind eigentlich Dollar-freundliche Signale. Dass die amerikanische Währung in den letzten Wochen gegenüber dem Euro an Wert verloren statt gewonnen hat, hängt vor allem mit Donald Trump zusammen: Er hat mehrfach betont, dass er einen schwachen US-Dollar bevorzugt. Mit seiner inkohärenten wirtschaftspolitischen Rhetorik schafft der Präsident zudem kein Vertrauen. Unter dem Strich rechnen wir mit einem stärkeren Euro, was auch mit der Geldpolitik der EZB zu tun hat. Letztere hatte Anfang Juni eine weniger "dovishe" Stellungnahme veröffentlicht.

Sollte Trump radikale handelspolitische Pläne präsentieren und Turbulenzen auslösen, mag das dem US-Dollar zur Aufwertung verhelfen. Der Grund: In der Krise ist die Weltreservewährung US-Dollar Fluchtwährung.

Insgesamt rechnen wir in den kommenden Monaten mit anhaltender politischer Unsicherheit, die das weltwirtschaftliche Wachstum kaum eintrüben wird, den Renditeanstieg bremsen und dem Euro helfen wird. Ein disruptiver Trump wird dagegen aller Voraussicht nach das globale Wachstum beeinträchtigen, die Renditen nach unten drücken und den US-Dollar aufwerten lassen.

Redaktionsschluss 19.06.2017

Autor: Cyrus de la Rubia, HSH Nordbank AG - Volkswirtschaft & Research

Hinweis
Der Marktkommentar ist ein Auszug aus dem monatlich erscheindenen Rententrends-Bericht der HSH Nordbank. Den vollständigen Bericht und weitere Publikationen erhalten Sie auf unternehmerpositionen.de und HSH-Nordbank.de

Weitere Themen im Kapitalmarktbericht "Rententrends" der HSH Nordbank:
Zinsprognose USA, Zinsprognose Euroland, Konjunkturprognosen, Forex-Märkte, Konjunkturdatenüberblick USA, Konjunkturdatenüberblick Eurozone uvm.

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