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Halvers Kapitalmarkt-Monitor: Mehr Fundamentalismus statt Liquiditätshausse an den Aktienmärkten?

R. Halver I Baader Markets - Indizes - 13.05.2017

Nach dem Europa-freundlichen Ausgang der französischen Präsidentschaftswahl sind die systemischen Risiken für Europa zumindest vorerst vom Tisch. Der Blick auf Fundamentaldaten ist damit wieder frei. Tatsächlich zeigt sich das Weltkonjunkturklima trotz verhaltener Trumponomics robust. Selbst die Wirtschaft der Eurozone stabilisiert sich. Begleitet wird diese Entwicklung von steigenden Unternehmensgewinnen und der relativen Stärke konjunkturzyklischer und europäischer zu US-Aktien. An dieser Stelle kommen die Notenbanken und konkret die EZB ins Spiel. Kommt jetzt der Anfang vom Ende der beispiellos konjunkturfördernden Geldpolitik und damit der mehrjährigen Liquiditätshausse?

Weltwirtschaft und Unternehmensgewinne auf Erholungskurs

Setzt man die vom ifo Institut ermittelten Einschätzungen der Geschäftslage und -erwartungen des globalen Verarbeitenden Gewerbes für das II. Quartal 2017 zueinander in Beziehung, arbeitet sich die Weltwirtschaft vor allem aufgrund einer verbesserten Lageeinschätzung von der konjunkturellen Zyklusphase „Aufschwung“ zum ersten Mal seit 2011 in die „Boom“-Phase vor.

Niederschlag findet diese fundamentale Verbesserung auch in einem ordentlichen Gewinnwachstum der USA, der Eurozone und Deutschlands.

Von dieser realwirtschaftlichen Stabilisierung erhalten insbesondere konjunkturzyklische Aktien weltweit Auftrieb. Nach ihrer seit 2011 bestehenden Underperformance gegenüber globalen Defensivaktien hat sich mittlerweile eine klare relative Stärke etabliert.

Die Trumponomics glänzen (noch) nicht

Auf regionaler Ebene beschreiben die vom Finanzdatenanbieter Sentix unter 4.000 privaten und institutionellen Investoren ermittelten Konjunkturerwartungen für die nächsten sechs Monate jedoch ein uneinheitliches Bild. Abgeebbte politische Risiken im Super-Wahljahr 2017 und verflüchtigte Deflationsängste lassen insbesondere die Eurozone und Deutschland in der Gunst der Befragten steigen. Im Gegensatz dazu hat sich das Konjunkturvertrauen in die USA nach einem sprunghaften Anstieg in Folge des US-Wahlsiegs von Trump zuletzt wieder auf das Niveau von vor der Wahl zurückgebildet. Nach enttäuschenden ersten 100 Tagen im Amt wird längst nicht mehr mit einer raschen Umsetzung der Trumponomics gerechnet.

Angesichts der verzögerten US-Konjunkturoffensive setzt sich der bislang so imposante Stimmungsanstieg bei US-Kleinunternehmen nicht mehr fort. Das dürfte auch nur zu einer weniger starken Investitionsausweitung führen. Trotz Erholung hat das Investitionsklima ohnehin die Indexwerte von vor der Immobilienkrise noch nicht erreicht.

Ebenso dürfte die Beschäftigungsoffensive der US-Kleinunternehmen an Kraft verlieren.

Die ewig junge Debatte über die Zinswende

Die grundsätzliche Investitionszurückhaltung gibt der US-Notenbank weiter die Möglichkeit, auf deutliche Zinserhöhungsschritte zu verzichten und sich mit der Liquiditätsrückführung Zeit zu lassen.

Ohnehin will die EZB in der Eurozone an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten. So sei es - laut Mario Draghi kürzlich im niederländischen Parlament - weiter nötig, den "sehr substanziellen" Konjunkturimpuls aufrechtzuerhalten. Und selbst wenn die EZB ab Juni eine geldpolitische Schubverringerung verbal allmählich vorbereiten sollte, wird diese nach der Blaupause der Geldpolitik der Fed ablaufen. So könnte sie im Herbst das Anleiheaufkaufprogramm über Dezember 2017 hinaus bei dann allerdings schrittweise reduziertem Volumen verlängern. Doch selbst bei vollständiger Einstellung der Liquiditätszuführung ab Herbst 2018 wird sie das dann bestehende Rekordniveau der Geldversorgung noch langjährig ohne Abzug aufrechterhalten.

Bei der geldpolitischen Zögerlichkeit kommt der EZB nicht zuletzt das Alibi von zum Vorjahr rückläufigen Rohstoffpreisen zugute, die die Inflationserwartungen bremsen.

Marktstimmung - Aktien der Eurozone weiter top

Die Triebfeder EZB für Aktien der Eurozone bleibt prinzipiell nicht nur bestehen. Jede weniger üppige Geldpolitik wird sogar als Beweis für eine Konjunkturstabilisierung der Eurozone und damit fundamentales Aktienargument aufgefasst.

Aktien der Eurozone zeigen gegenüber US-Titeln relative Stärke. Hintergründe sind die stockende US-Wirtschaftsoffensive und zurückgebildete politische und konjunkturelle Risiken im Währungsraum. In der Tat dokumentiert der Vergleich der von der Citigroup veröffentlichten ökonomischen Überraschungs-Indices der Eurozone und der USA - sie messen positive bzw. negative Abweichungen der tatsächlich berichteten Konjunkturdaten von den zuvor getroffenen Analysteneinschätzungen - einen klaren konjunkturellen Vorsprung der Eurozone.

Charttechnik DAX und Euro Stoxx 50 - Zwischenzeitliche Konsolidierung möglich

Aus charttechnischer Sicht verläuft im DAX die erste Unterstützung bei 12.532 Punkten. Knapp darunter folgen bei 12.511 und 12.483 weitere Haltelinien. Werden auch diese unterschritten, liegt die nächste Auffanglinie bei 12.424. Darunter müssen Kursverluste bis 12.376 in Betracht gezogen werden. Kann der Index auf der Oberseite den Widerstand bei 12.762 und darüber 12.832 durchbrechen, ist der Weg bis zur Marke von 13.000 Punkten frei.

Der Euro Stoxx 50 trifft bei 3.598 und 3.537 Punkten auf die ersten wichtigen Unterstützungen. Werden diese unterschritten, treten weitere Haltelinien bei 3.492 und darunter bei 3.395 in den Vordergrund. Können auch diese nicht verteidigt werden, droht ein Kursrutsch bis zu 3.345. Wird hingegen auf der Oberseite der Widerstand bei 3.685 durchbrochen, liegen die nächsten Hürden bei 3.751 und schließlich bei 3.836 Punkten.

Der Wochenausblick für die KW 20 - Der Boden der Euro-Wirtschaft ist nicht mehr unfruchtbar

Obwohl in Japan die Wirtschaft gemäß BIP-Zahlen für das I. Quartal einen stabilen Jahresstart verzeichnet, besteht weiterhin die Notwendigkeit für üppige geldpolitische Unterstützung der Bank of Japan. In China zeigen stabile Daten zu Einzelhandelsumsätzen und Industrieproduktion ein wieder festeres Konjunkturbild.

In den USA signalisiert der anhaltende Aufwärtstrend bei Baubeginnen und -genehmigungen zwar einen stabilen Immobiliensektor. Im Gegensatz dazu zeigt sich die Industrieproduktion jedoch schwach und der Einkaufsmanagerindex der Philadelphia Fed für Mai weist auf eine abnehmende Dynamik der US-Industrie hin.

In der Eurozone unterstreichen robuste BIP-Zahlen für das I. Quartal die vergleichsweise stabilisierte Wirtschaftslage. Nachhaltiger Inflationsdruck im April ist damit aber nicht verbunden. In Deutschland deuten erneut freundlichere ZEW Konjunkturerwartungen auf eine weiter an Fahrt gewinnende Wirtschaft hin.

Die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 14. Mai wird als Stimmungstest für die am 24. September stattfindende Bundestagswahl betrachtet. Gemäß Umfragen gehen von ihr aber keine politischen Risiken aus.

Autor Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. - www.bondboard.de

Disclaimer
Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten.
Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich.
Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Herausgeber:
Baader Bank AG
Weihenstephaner Str. 4
85716 Unterschleißheim
Deutschland
www.baaderbank.de

Redaktion:
Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

Über mögliche Interessenkonflikte und rechtliche Hinweise informieren Sie sich bitte im Disclaimer auf http://www.bondboard.de/Newsletter/Disclaimer.

In Deutschland pausiert der stetige Aufwärtstrend der ifo Geschäftsklimazahlen, die aber grundsätzlich eine weiterhin robuste Konjunkturstimmung signalisieren. Die Binnenwirtschaft bleibt laut GfK Konsumklimaindex und Einzelhandelsumsätzen ein wichtiges Konjunkturstandbein.

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