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Baader Bond Markets: Wieviel Feingefühl hat Mario Draghi?

K. Stopp I Baader Markets - Bonds - 27.04.2017

Heute ist es wieder soweit. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) trifft sich zu seiner turnusmäßigen Sitzung und entscheidet über die weitere Geldpolitik. Sicherlich werden hierbei auch die kritischen Diskussionsbeiträge anlässlich der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank thematisiert. Marktbeobachter gehen allerdings davon aus, dass sich an der bisherigen Forward Guidance nichts ändern und dies von EZB-Chef Mario Draghi auch so vertreten wird. Jedoch besteht die Möglichkeit, dass Nuancen in der Wortwahl angepasst werden, was wiederum auf eine erste vorsichtige Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik hindeuten könnte.

Ob sich Mario Draghi in diesem Fall die Anmerkungen von Wolfgang Schäuble zu Herzen genommen haben wird oder die warnenden Worte aus dem Chor der Notenbanker dafür verantwortlich sein werden, darüber wird dann zu urteilen sein. Der Druck auf „Super-Mario“ wird aufgrund der historisch niedrigen Zinsen insbesondere aus Deutschland permanent erhöht. So hat das Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, Andreas Dombret, erst jüngst erklärt, dass seine Bank inzwischen jedes zweite Institut aufgrund der Zinsänderungsrisiken mit einem erhöhten Risiko einstuft. Deshalb wird auf der heutigen Pressekonferenz von Mario Draghi besonders viel Feingefühl bei der Erläuterung der weiteren Schritte, bzw. bei der Erläuterung der heutigen Beschlussfassung erwartet. Zumal nach einer bisher unbestätigten Reuters-Meldung auf der EZB-Sitzung am 8. Juni des Jahres mit ersten Hinweisen zum Ablauf eines möglichen Taperings gerechnet wird und nicht auszuschließen ist, dass sich bereits heute ein kleiner Hinweis einschleichen könnte. Somit werden alle Journalisten bei der Pressekonferenz die Lippen des EZB-Präsidenten nicht aus den Augen lassen.

In diesem Zusammenhang muss auch nochmals darauf hingewiesen werden, dass es aufgrund der massiven Ankäufe seitens der Notenbanken immer wieder zu Belieferungsproblemen bei Anleihen kommt und deshalb sogar die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) die Zentralbanken aufgefordert hat, dem für einen funktionierenden Handel notwendigen Repo-Markt Material aus ihren Beständen zur Verfügung zu stellen. Diese Engpässe sind bereits mehrfach angesprochen worden, aber bisher hat die EZB nur sehr zögerlich agiert. In einer anderen Hinsicht wäre ebenfalls etwas mehr Aktivität gefragt. So wird immer wieder darauf hingewiesen, dass man sich an das Verbot der monetären Haushaltsfinanzierung hält und bei Staatsanleihen nicht am Primärmarkt als Käufer auftritt. Jedoch sind die Übergänge aufgrund der vielen Aufstockungen inzwischen fließend. So wurde beispielsweise in der Übersicht der angekauften Staatsanleihen eine Gattung entdeckt, die erst kurz zuvor emittiert bzw. aufgestockt wurde. Ob es sich bei den angekauften Stücken wirklich um „Altbestände“ einer Bank gehandelt hat, kann nicht final geklärt werden. Allerdings sind solche „Entdeckungen“ dafür verantwortlich, dass Notenbanken Tricksereien zugetraut werden. Nur ein Mehr an Transparenz kann mehr Vertrauen schaffen oder man übernimmt eine uralte Regelung, die Vergabe sogenannter Stückenummern.

Im Elysée-Palast wartet eine Mammutaufgabe

Die Kapitalmärkte bejubeln allenthalben den Sieg von Emmanuel Macron bei den französischen Präsidentschaftswahlen. Sicher, mit dem Ergebnis hat der Shootingstar aus Paris die rechtsnationale Europa-Feindin Marine Le Pen zunächst in ihre Grenzen verwiesen. Doch statt Euphorie wäre eher eine sachliche Nüchternheit angesagt. Denn allein durch steigende Kurse an der Pariser Börse sind die Wirtschaftsprobleme und die Staatsschuldenkrise von Frankreich nicht zu lösen. Und ohnehin steht ja noch die Stichwahl am 7. Mai an, bevor der künftige Präsident (oder die Präsidentin?) der Fünften Republik im Elysée-Palast einen Berg an Problemen abarbeiten darf.

Da ist an erster Stelle die rekordhohe Staatsverschuldung von 2.147 Mrd. € zu nennen, die 2016 erstmals das Defizit der nach Einwohnern deutlich größeren Bundesrepublik Deutschland übertroffen hat und bei über 96% des Bruttoinlandsprodukts liegt. Hinzu kommt eine latente Wachstumsschwäche der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas, gepaart mit einer strukturell hohen Arbeitslosigkeit von 8% bis 10%, die gestern auf den höchsten Stand seit 10 Monaten anstieg. Insgesamt sind 3,5 Mio. Menschen ohne festen Job. Zurückzuführen ist diese Situation unter anderem auf eine langfristige Deindustrialisierung des Landes und einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit.

Sollte also Macron die Stichwahl tatsächlich für sich entscheiden, erwartet ihn eine Mammutaufgabe. Immerhin ist es der frühere Investmentbanker und kurzzeitige Wirtschaftsminister, der im Präsidentschaftswahlkampf als einziger dafür eintritt, das jährliche Budgetdefizit wieder unter die im Maastrichter Vertrag vereinbarte Grenze von 3% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) drücken zu wollen. Er hat also verstanden, dass es so nicht weitergehen kann! Die Frage ist nur, wie er es meistern will ganz ohne den Apparat und das Geld einer etablierten Partei im Rücken.

Eines seiner Ziele ist es, die Staatsquote in Frankreich zu verringern, die bei hohen 56% liegt. Ihre Senkung auf 53% bis zum Jahr 2022 soll mit Einsparungen von 60 Mrd. € erreicht werden. Was damit nicht ganz zusammenpasst ist sein Plan, mit rund 15 Mrd. € an Steuergeldern die Ausbildungsförderung voranzutreiben, um der hohen Jugendarbeitslosigkeit von 20% Herr zu werden. Auch die Energiewende will Macron mit weiteren 15 Mrd. € angehen, um die in die Jahre gekommene Atomkraft in Frankreich allmählich abzulösen.

Mit Blick auf Europa hat er ja ein wohltuend klares Bekenntnis abgelegt. Und so wurde das Ergebnis des ersten Wahlgangs von hiesigen Industrieverbänden als ein vielversprechendes Zeichen auch für Deutschland und Europa begrüßt. Allerdings könnte es im Detail doch zu Unstimmigkeiten mit Deutschland kommen. So liebäugelt Macron mit der Einführung der in Deutschland wenig geschätzten Eurobonds, für die mehrere Staaten gemeinsam geradestehen. Außerdem hat er sich in die Reihe der Kritiker an Deutschlands hohen Handelsüberschüssen eingereiht. Deutschland werde hoffentlich zu der Einsicht kommen, dass die wirtschaftliche Stärke des Landes in der jetzigen Ausprägung nicht tragbar sei, hatte Macron im Wahlkampf gesagt, allerdings auch eingeräumt, dass Deutschland von Frankreich vor allem erwarte, endlich strukturelle Reformen einzuleiten.

Ein entscheidender Unsicherheitsfaktor für Macrons Wirtschaftskurs ist natürlich die Frage, ob er überhaupt in die Lage versetzt wird, seine Reformen durchzusetzen. Dies wird weitgehend davon abhängen, ob er die Parlamentswahlen im Juni (18. und 25.) gewinnen kann. Um ihm eine solide Hausmacht zu verschaffen, müssen die Kandidaten seiner neu gegründeten Partei „En Marche“ auch bei den Wahlen reüssieren. Darüber hinaus wird das Geschick von Macron im Falle seiner Wahl immer gefragt sein, denn es gilt Allianzen mit den anderen Parteien für seine Reformvorhaben zu schmieden. Wechselnde Mehrheiten zu kreieren, wird also sein Motto werden. Und ob ihn die Politiker der anderen Parteien unterstützen werden, steht in den Sternen.

Was bedeutet der May Day wirklich?

Manche politischen Beobachter haben die Ankündigung der britischen Premierministerin Theresa May, für Juni Neuwahlen anzusetzen, als cleveren Schachzug kommentiert. Mit 522 zu 13 Stimmen hat nun vergangene Woche das britische Unterhaus den Weg dafür freigemacht. Die nötige Zweidrittelmehrheit für die Selbstauflösung kam zustande, weil neben der konservativen Tory Partei von May auch die Opposition aus Labour, Liberaldemokraten und Schottischer Nationalpartei (SNP) zustimmte. Zwei Jahre nach der letzten Parlamentswahl und ein Jahr nach dem EU-Referendum werden die Briten nun am 8. Juni ein drittes Mal in ganz kurzer Zeit zu einer nationalen Abstimmung gebeten.

Und die Umfragen prophezeien den Tories einen klaren Vorsprung vor der oppositionellen Labour Party. Dementsprechend soll der Wahltag zum May Day werden, an dem sich die Premierministerin ein starkes Votum für die Brexit-Verhandlungen abholen will. Dies, so ihr Kalkül, würde ihre Position gegenüber Brüssel verbessern. Doch damit begibt sie sich auf die Spuren von Alexis Tsipras, der ebenfalls gehofft hatte, mit einem starken Mandat eines Referendums im Rücken gegenüber der EU seine Position zu verbessern. Dieser nickte trotz eines teilweise gelungenen Spiels auf Zeit am Ende dennoch die Forderungen der internationalen Geldgeber ab.

Wenn sich nun May eine komfortable Mehrheit beschaffen könnte, wäre sie immerhin nicht mehr ganz so abhängig von den Hardlinern unter den Brexiteers der Tories. Vielleicht ist das ja auch ihr Kalkül, um gegebenenfalls Zugeständnisse an die EU machen zu können. Denn in Brüssel beißen die Briten schon vor Beginn der Verhandlungen auf Granit. „Es wird keine Rosinenpickerei geben“, hatte El?bieta Bie?kowska diese Woche gegenüber der „Welt“ klar gemacht. So sieht die EU-Binnenkommissarin Großbritannien in einer schwächeren Verhandlungsposition als die EU. Ein harter Brexit, ist sie überzeugt, würde für Großbritannien viel schmerzhafter werden als für Europa – sofern die EU-Mitglieder weiter zusammenhalten.

Dies ist jedenfalls derzeit der Fall. So hat die EU bisher bei allen entscheidenden Fragen wie Zeitplan, Scheidungsgeld und Handelsabkommen den Takt vorgegeben. Sollte Großbritannien die teuren Pflichten aus der EU-Mitgliedschaft auch dann noch bezahlen müssen, wenn das Land längst ausgetreten sein wird, muss dies May ihrem Wahlvolk auch erklären können. Und das ist mit einem klaren Wählervotum im Rücken einfacher als ohne.

Dass es doch nicht ganz so einfach werden könnte mit dem EU-Austritt scheint dem einen oder anderen Brexit-Unterstützer schon zu dämmern. So hat sich Oscarpreisträger Michael Caine neulich dazu bekannt, für den Austritt gestimmt zu haben. Es sei ihm dabei nicht um Rassismus oder Einwanderer gegangen, sagt der 84-Jährige, sondern um die „Freiheit“. Er wolle lieber „ein armer Herr als ein Diener“ sein. Ob’s die anderen Brexit-Unterstützer ähnlich sehen wie ein wohl situierter Michael Caine darf bezweifelt werden.

Chaos-Tage in Washington

Ausgerechnet an jenem Tag, wenn „D. T., der Unberechenbare“ den 100. Tag seiner Amtszeit feiern kann, droht der Administration in Washington neues Chaos. Wenn der Kongress bis zum Samstag kein neues Ausgabengesetz verabschiedet hat, winkt der „Government Shutdown“, in dessen Folge unzählige Staatsdiener in den unbezahlten Zwangsurlaub geschickt würden. Geschlossene Ämter sowie Polizei und Rettungsdienste im Noteinsatz wären die Folge.

Nachdem, salopp gesagt, die Regierung Trump bisher kaum etwas auf die Reihe bekommen hat, will sie nun liefern. So soll jetzt plötzlich alles auf einmal auf den Weg gebracht werden: Die Umrisse einer Steuerreform, eine Reform des Gesundheitsprogramms Obamacare sowie der Bau der umstrittenen Grenzmauer zu Mexiko. Vor allem Letzteres ist ein Knackpunkt in den Verhandlungen mit den oppositionellen Demokraten, die im Kongress eine Sperrminorität besitzen. Im Budgetentwurf sind in diesem und dem nächsten Jahr jeweils 4 Mrd. US-Dollar für den Mauerbau eingeplant, den die Demokraten strikt verweigern. Ablehnen kann allerdings der Präsident einen eventuellen Budgetkompromiss, der den Mauerbau ausklammern würde, aber den Staat am Laufen hielte. Sollte Trump dann sein Veto einlegen, käme es aufgrund der fehlenden Haushaltsgrundlage zu einem Stillstand der Bundesverwaltung - einem Government Shutdown.

Eher neue Fragen werfen auch die Umrisse von Trumps Steuerreform auf, mit der gleich drei Ziele auf einmal erreicht werden sollen: Er will damit die Steuern senken, Bürokratie abbauen und die Wettbewerbsfähigkeit der USA stärken, ohne neue Schulden zu machen. Das klingt so, als hätte Trump doch noch das Ei des Kolumbus gefunden. Zumal bei einer schrittweisen Senkung der Unternehmenssteuern von 35% auf 15% jeder Prozentpunkt 100 Mrd. US-Dollar kostet, die ja irgendwie wieder eingespielt werden müssen. Wie ein solches Loch realistisch wieder geschlossen werden kann, ohne neue Schulden zu machen, ist offen. Nur mit dem Verstopfen von Steuerschlupflöchern wird dies nicht gelingen. Oftmals wird damit argumentiert, dass höhere Realeinkommen zu mehr Umsatz führen und somit auch wieder neue Steuereinnahmen generiert werden. Doch das trifft nur bedingt zu, denn lediglich Arbeitnehmer mit einem geringen oder mittleren Einkommen sind geneigt, ihre „Steuergeschenke“ in den Wirtschaftskreislauf einfließen zu lassen, wohingegen die vermögenden Steuerzahler nur bedingt zusätzlichen Konsumbedarf haben. Insgesamt soll nicht nur der Spitzensteuersatz und die Anzahl der Einkommensteuergruppen gesenkt, sondern auch zusätzlich die Erbschaftssteuer abgeschafft werden.

Darüber hinaus machen Handelsstreitigkeiten der USA mit dem Nachbarn Kanada das Chaos derzeit perfekt. Kanada sei sehr grob zu den USA, hatte sich Trump beklagt und angekündigt, auf kanadische Weichholz-Importe einen Strafzoll von 20% zu erheben. Washington wirft Kanada vor, die kanadische Holzwirtschaft unzulässig zu subventionieren - ein Vorwurf, dem Kanada scharf widersprach. Trumps Maßnahme werde vielmehr die Kosten für amerikanische Familien erhöhen, die Häuser bauen oder renovieren wollten, hieß es in einer Mitteilung der kanadischen Regierung. Vor dieser Folge der aggressiven US-Handelspolitik warnte auch der Verband der US-Wohnungsbauunternehmen: Protektionistische Maßnahmen zur Stützung einheimischer Holzproduzenten gingen klar zu Lasten von Millionen an US-Hauskäufern. Ergo: Die Rechnung für Protektionismus zahlt am Ende der Verbraucher. Doch die neue US-Regierung will auch noch andere heimische Branchen (Aluminium-Hersteller, Chip-Branche und Schiffsbau) unter „Artenschutz" stellen.

Downgrade für Italien – gute Zahlen aus Athen

Die Ratingagentur Fitch hat die Bonitätsnote von Italien gesenkt. Weil das Land seine Schuldenziele wiederholt verfehlt hat, wurde die Kreditwürdigkeit um eine Stufe von „BBB+" auf "BBB" abgewertet. Den Ausblick bewertet Fitch indessen als stabil. Als weitere Gründe nannte die Ratingagentur das schwache italienische Wirtschaftswachstum und dass es bisher nicht gelungen sei, die hohe Staatsverschuldung zu reduzieren. Darüber hinaus hätten die politischen Risiken seit der vorigen Ratingüberprüfung zugenommen. Außerdem kritisiert Fitch die Schwäche des italienischen Bankensektors, welche die Wirtschaft und die öffentlichen Finanzen gefährde.

Im Kampf gegen das Haushaltsdefizit hat die Regierung in Rom kurzfristig die Steuern auf Tabak, Glücksspiel und Mieteinnahmen erhöht. Auch sollen strengere Regeln für die Entrichtung von Mehrwertsteuer im öffentlichen Dienst Geld in die Staatskassen spülen.

Indessen hat das hoch verschuldete Griechenland 2016 einen unerwartet großen Überschuss im Staatshaushalt geschafft. Der Primärüberschuss, bei dem die Zinskosten ausgeklammert werden, sollte laut Vorgaben nur 0,5% des BIP betragen, lag aber mit 3,9% oder rund 7 Mrd. € deutlich darüber. Hellas hat damit bei der Sanierung des Haushalts 2016 die Vorgaben der internationalen Geldgeber übertroffen. Bei solchen „Verfehlungen" kann man nur hoffen, dass nicht wieder die gleichen Rechenfehler gemacht wurden, die Athen den Weg in die Eurozone ermöglichten!

Die Regierung in Athen dürfte damit der Auszahlung neuer Kredite, die bisher noch umstritten waren, einen Schritt nähergekommen sein. Experten zufolge ist der überraschend hohe Überschuss darauf zurückzuführen, dass das Land Vorgaben des Hilfsprogramms umgesetzt hat und Steuern und Abgaben konsequenter eintreibt.

Ungewissheit erzeugt Ferien am Primärmarkt

Eine allgemeine Verunsicherung ist auch bei der Emissionstätigkeit von Corporate Bonds zu spüren. Deutlich weniger Unternehmen wagten in diesen Wochen den Schritt, sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Dafür verantwortlich dürften nicht nur die Ungewissheit über den Wahlausgang in Frankreich, sondern auch die Wahlen in der Türkei und die Verhandlungen über den Brexit gewesen sein. Somit gab es in den letzten beiden Berichtswochen nur drei nennenswerte Neuemissionen: Nomad Foods BondCo, Burger King France SAS sowie Banco Santander S.A.

Das in der Lebensmittel Branche tätige Unternehmen Nomad Foods BondCo PLC sammelte erfolgreich 400 Mio. € am Kapitalmarkt ein. Zinsen werden für den Bond (A19GUA) bis zur Fälligkeit am 15.05.2024 halbjährlich in Höhe von 3,25% an die Investoren ausgezahlt. Begeben wurde der Bond zu 100%, was einem Emissionsspread von +344 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe gleichkam.

Die französische Fast Food Kette Burger King France SAS begab eine Anleihe (A19GEE) mit einem Volumen von 315 Mio. €. Das Unternehmen stattete den Bond mit einem Zins von 6% aus, welcher bis zur Fälligkeit am 01.05.2024 halbjährlich gezahlt wird. Emittiert wurde zu pari (+623 bps über Bund). Darüber hinaus wurde auch noch ein Floater (A19GEG) mit einem Volumen von 250 Mio. € und einer Fälligkeit am 01.05.2023 begeben. Die Verzinsung orientiert sich bei dieser Anleihe am 3M Euribor (+525 bps). Sowohl Nomad Foods als auch Burger King haben sich in die Anleihebedingungen eine Make Whole Option zu Gunsten des Emittenten aufnehmen lassen und eine Mindeststückelung von 100.000 € gewählt.

Als Dritter im Bunde refinanzierte die spanische Bank Banco Santander S.A. 750 Mio. € am Kapitalmarkt. Die Fix-to-Float-Anleihe (A19GNE) hat zunächst bis zum ersten Kündigungstermin am 25.04.2022 einen festen Kupon von 6,75%, der vierteljährlich gezahlt wird. Im Anschluss ist die Anleihe jährlich zu pari kündbar und der Zinssatz ändert sich fortan auf den dann aktuellen fünfjährigen Swap +680,3 bps. Begeben wurde das Papier zu 100%. Die Mindeststückelung für diesen CoCo Bond beträgt 200.000 € und dürfte daher eher für institutionelle Anleger interessant sein.

Drei-Zinnen-Formation mit Murenabgang

Bereits kurz vor den Wahlen in Frankreich deutete sich an, dass die Rentenmärkte in den vergangenen Wochen nur von der „Flucht in den sicheren Hafen“ profitiert hatten. Die vor zwei Wochen beschriebene Drei-Zinnen-Formation erreichte am 18.04. ihren Höhepunkt und mit der Entscheidung in Paris kam es zu Murenabgängen. Diese rissen alles, was vorher als fest verankert galt mit in die Tiefe. Wechselspiele zwischen deutschen Staatsanleihen und Bonds der europäischen Peripherie beherrschten die Szenerie. Dass hierdurch beim Rentenbarometer ein Gap zwischen 161,63% und 162,49% entstand, war der ungebremsten Euphorie der Investoren geschuldet, die ihre Angst über Bord geworfen haben und die Aktienmärkte vor sich hertrieben. Doch dies wird nicht für alle Zeit so bleiben!

Der Euro-Bund-Future hat durch diese heftige Reaktion viele Investoren verschreckt. Doch vorerst scheint sich bei ca. 160,64% eine Unterstützungslinie herausgebildet zu haben, die zumindest in den kommenden Wochen (bis zur Feststellung des Stichwahlergebnisses) als Leitplanke Halt geben sollte. Das Schließen des Gaps in dieser Zeit wird zwar nicht ganz einfach, aber auch nicht unmöglich sein. Denn man wird bis zum 7. Mai von Tag zu Tag eine Zunahme der Nervosität an den Märkten registrieren. Heute in der Früh notiert das Sorgenbarometer der Eurozone bei ca. 161,35%.

Italien lotete das Anlegerverhalten aus

Ungeachtet der Neubewertung durch die Ratingagentur Fitch hat sich Italien in dieser Handelswoche am Kapitalmarkt in kleinem Stil mit frischem Geld (2 Mrd. €) versorgt. Insgesamt wurden zusammen mit Belgien, Finnland, Deutschland und Spanien lediglich ca. 19 Mrd. € eingesammelt. Am Montag wurde neben Italien auch Belgien mit der Aufstockung zweier Altemissionen (A180Z5 / 2023 ; A19B7A / 2027) aktiv. Deutschland erhöhte am Folgetag die 2-jährigen Bundesschatzanweisungen (110467) um 4 Mrd. € auf insgesamt 13 Mrd. €. Die Zuteilung der technisch unterzeichneten Papiere erfolgte bei einer Durchschnittsrendite von -0,69% und 778 Mio. € wurden in die Marktpflege umgebucht. Zur Wochenmitte legte Spanien einen neuen Linker (ES00000128S2) mit Fälligkeit 30.11.2027 im Volumen von 5 Mrd. € auf und am heutigen Donnerstag beschließt Finnland mit der Erhöhung des Emissionsvolumens zweier Bonds (A19DB7 / 2022 ; A19DB5 / 2047) die Woche.

In den USA hingegen ist von Zurückhaltung am Primärmarkt nichts zu spüren. Insgesamt wurden Gelmarkttitel für nominal 152 Mrd. USD und T-Notes mit Laufzeiten von zwei, fünf und sieben Jahren für 103 Mrd. USD aufgelegt.

Euro im Windschatten Macrons

April, April, der macht was er will! Dieses Sprichwort kann kaum zutreffender sein als in diesem Jahr. Auf sommerliche Temperaturen folgte eisige Kälte und gar Schneefall. So brachte uns der April den Winter zurück und hat damit fast ganz Europa kalt erwischt.

Das Wetter in Europa spielt verrückt, die Märkte hingegen blühen wahrlich auf. Die europäische Gemeinschaftswährung ist keineswegs kalt erwischt worden, sondern präsentiert sich dieser Tage ganz stark. So stieg der Euro in der laufenden Handelswoche auf ein neues Fünf-Monats-Hoch bei 1,0951 USD. Dieser fulminante Anstieg ist hauptsächlich auf den ersten Wahlgang in Frankreich zurückzuführen. Der Sieg des proeuropäischen Kandidaten Emmanuel Macron verhalf dem Euro zu diesem ordentlichen Kursplus. Denn vor gut zwei Wochen handelte er noch bei Wechselkursen unterhalb der Marke von 1,06 USD. Nach den Gewinnen der vergangenen Handelstage und einsetzender Gewinnmitnahmen notiert die Einheitswährung heute Morgen etwas leichter bei 1,0905 USD.

Der aktuelle Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada bringt den kanadischen Dollar unter Abgabedruck. So verlor die Währung sowohl zum US-Dollar als auch zum Euro. Der Greenback kostete zeitweise 1,3648 CAD und stieg damit auf ein neues 14-Monats-Hoch. Im Vergleich zum Euro handelt der kanadische Dollar nur marginal unter der wichtigen Marke von 1,50 CAD. Bei einem Devisenkurs von 1,49079 CAD erreichte der Euro den höchsten Stand seit November 2016.

Nach den Osterfeiertagen sind die Privatanleger auf der Suche nach rentablen Investments. Dabei sind Fremdwährungsanleihen ein probates Mittel. In dieser Berichtswoche standen demnach Währungsanleihen lautend auf US-Dollar, mexikanischen Peso, südafrikanische Rand sowie auch norwegische Kronen auf den Kauflisten.

Der Autor dieses Artikels ist Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

Disclaimer
Die Baader Bank AG ist eine der führenden Investmentbanken für die DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten.
Als Market Maker ist die Bank für die börsliche und außerbörsliche Preisfindung von über 800.000 Finanzinstrumenten verantwortlich.
Im Investment Banking entwickelt sie Finanzierungslösungen für Unternehmen und bietet institutionellen Anlegern umfassende Dienstleistungen beim Vertrieb und dem Handel von Aktien, Anleihen und Derivaten.

Herausgeber:
Baader Bank AG
Weihenstephaner Str. 4
85716 Unterschleißheim
Deutschland
www.baaderbank.de

Redaktion:
Robert Halver,
Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank AG
Marc Schlömer, Kapitalmarktanalyse, Baader Bank AG

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