Research I Bonds

weitere Kolumnen & Analysen

Anzeigen

Rententrends Februar 2017 - Editorial: Folgen eines US-Protektionismus

HSH Nordbank Research - Bonds - 08.02.2017

"Buy American and hire American". Dies ist der Leitspruch der neuen Administration in Washington, die US-Präsident Donald Trump nicht müde wird zu betonen. Wie dieses Konzept in die Wirtschaftspolitik zu übersetzen ist, ist noch offen. Wir gehen davon aus, dass die USA versuchen wird, sich verstärkt gegen Importkonkurrenz zu schützen. Ein umfassender Handelskrieg ist weiterhin nicht unser Basisszenario, wir halten eine derartige Entwicklung jedoch für denkbar. Die Folgen für die Weltwirtschaft wären gravierend.

Ist eine handelspolitische Kehrtwende der USA realistisch?

Die Handelspolitik wird in einem großen Ausmaß davon abhängen, auf welche Berater der neue Präsident setzt. Große Stücke scheint Trump auf Peter Navarro zu halten, für den er eigens den Rat für internationalen Handel geschaffen hat und der den Kostenvorteil Chinas durch Währungsmanipulation und niedrigere Sozial- und Umweltstandards auf etwa 45% beziffert hat - also genau der Zollsatz, mit dem chinesische Produkte belastet werden sollen. Nun kann man davon ausgehen, dass Navarro aufgrund seines beruflichen Hintergrundes - er ist Professor für Ökonomie - versteht, wie Globalisierung funktioniert und dass Unternehmen internationale Wertschöpfungsketten aufbauen, um im Wettbewerb zu bestehen. Gerade vor diesem Hintergrund ist es irritierend, wenn Navarro betont, wie wichtig es sei, die globalen Wertschöpfungsketten amerikanischer Unternehmen in die USA zurückzuholen. Zumal Navarro auch bewusst ist, wie stark die USA über Direktinvestitionen und Intra-Unternehmenshandel mit dem Rest der Welt verflochten ist - allein in der EU hat die USA einen Bestand an Direktinvestitionen von rund 2700 Mrd. US-Dollar. Dies kann man als Zeichen dafür sehen, dass die neue US-Regierung entgegen den Interessen global aufgestellter US-Unternehmen vielleicht doch bereit ist, sich abzuschotten.

In Bezug auf die Maßnahmen zum Schutz vor Importen wird diskutiert, ob man diese durch eine Reform des Steuersystems erreichen kann und stattdessen auf Zölle verzichten könnte. Dieser Vorschlag aus den Reihen der Republikaner sieht vor, dass Unternehmen ihre Importe in Zukunft nicht mehr als Kosten ansetzen können, sodass die Steuerbasis hierdurch verbreitert wird. Heimisch bezogene Vorleistungen werden dagegen als abzugsfähige Kosten berücksichtigt. Diese so genannte Border Adjustment Tax wurde von Donald Trump als "zu kompliziert" kommentiert. Laut Navarro gibt es noch viele andere Alternativen.

US-Präsident kann Kongress umgehen

In Bezug auf das Mitspracherecht des Kongresses bei handelspolitischen Maßnahmen scheint der US-Präsident viele Möglichkeiten zu haben, sich darüber hinwegzusetzen. Grundsätzlich gilt, dass jede Maßnahme, die den US-Haushalt tangiert, von dem Kongress abgesegnet werden muss. Zölle tangieren den US-Haushalt und das gleiche gilt natürlich für Änderungen im Steuerrecht. Allerdings haben in der Vergangenheit Präsidenten verschiedene Wege gefunden, um per Dekret Handelsbeschränkungen einzuführen (siehe Kasten 2). Dass man mit Schutzzöllen und ähnlichem gegen WTO-Regeln verstößt, ist vermutlich kein Grund für die US-Regierung, diese nicht einzusetzen. Angesichts der Vorliebe Trumps für Dekrete und Verordnungen ist eher mit Zöllen zu rechnen als mit einer Änderung des Steuerrechts zur Verteuerung der Importe. Denn bei Letzterem dürfte der Kongress nur schwerlich zu umgehen sein.

Auswirkungen auf die Weltwirtschaft

Es gibt unterschiedlichste Stellgrößen, von denen es abhängt, wie eine protektionistische Handelspolitik auf die Weltwirtschaft im Allgemeinen wirkt. Die Höhe der Zollsätze (oder alternativ der steuerlichen Belastung), das Spektrum der betroffenen Länder und Güter, die Reaktion des US-Dollar sowie die Reaktion der Handelspartner der USA.

Geht man zunächst davon aus, dass die USA einseitig einen Zollsatz auf Importe erheben, der US-Dollar nicht reagiert und die Importe um ein Viertel einbrechen, dann hat dies unmittelbar negative Auswirkungen auf die großen Handelsnationen dieser Welt, die zwischen 2 % und 5 % ihres BIP in die USA exportieren (siehe Grafik rechts). Auch indirekte Effekte spielen eine wichtige Rolle, da beispielsweise Chinas langsameres Wachstum (als Folge der US-Importbeschränkungen) seinerseits weniger Güterimporte von seinen Handelspartnern impliziert. Das weltwirtschaftliche Wachstum würde deutlich zurückgehen.

US-Dollar-Abwertung schwächt negative Effekte ab

Nun ist es allerdings so, dass - anders als oben angenommen – der US-Dollar kurzfristig aufwerten dürfte. Der Grund ist u.a. die durch den Protektionismus bedingte höhere Inflation, die Zinserhöhungen von Seiten der Fed auslösen würde. Ein stärkerer US-Dollar würde die oben genannten Effekte abschwächen, da die Importe für die USA dadurch wieder günstiger werden. Langfristig würde der Dollar vermutlich an Wert verlieren, da die USA sich mit einer Politik des Protektionismus selber schwächen und an wirtschaftlicher und politischer Macht verlieren dürften. Der Status des US-Dollar als Weltreservewährung würde leiden. Die Folge wäre eine Verschärfung der oben genannten Effekte.

Globaler Handelskrieg?

Weiter ist es von ganz entscheidender Bedeutung, wie ausländische Regierungen auf protektionistische Maßnahmen von Seiten der USA reagieren werden und ob sich daraus ein Handelskrieg ergeben würde. Wichtig ist dabei, die Dynamik eines Handelskrieges zu verstehen. Länder, die von den Importrestriktionen betroffen sind, würden versuchen, auf andere Wirtschaftsregionen auszuweichen. Dies kann Gegenreaktionen auslösen, etwa wenn die EU sich gegen zusätzliche Importe aus China wehren würde. Außerdem muss mit Abwehrmaßnahmen gegen die USA gerechnet werden. Insgesamt würden die politischen Spannungen deutlich steigen. Die Einigkeit der EU dürfte in Frage gestellt werden. Als bedrohlicher Referenzpunkt kann man auf den Smoot-Hawley-Akt von 1930 verwiesen, der durch breit angelegte Zollanhebungen der USA die große Depression vertiefte. Ein umfassender Handelskrieg würde auch heute eine lang anhaltende Rezession mit sich bringen.

In einem milderen Szenario halten die von den US-Maßnahmen betroffenen Länder ihrerseits an WTO-Regeln fest. D.h. sie implementieren möglicherweise Strafzölle für US-Produkte, ziehen jedoch keine zusätzlichen Zollmauern gegenüber anderen Ländern hoch. Das Festhalten der EU am Freihandelsabkommen mit Kanada, die vorgezogenen Verhandlungsrunden der EU zur Vereinbarung eines Freihandelsabkommens mit Mexiko und auch die Rede von Chinas Präsident Xi Jinping in Davos lassen ein derartiges Szenario vorstellbar erscheinen. Im Ergebnis würde die Welt vermutlich einen nur temporären Wachstumseinbruch erleben.

Noch ist unklar, ob die USA tatsächlich einen disruptiven Paradigmenwechsel in der Handelspolitik vollzieht und inwieweit sie den Rest der Welt da hineinzwingen kann. Da eine isolationistische Politik insbesondere langfristig den USA mehr schaden als nützen würde, rechnen wir damit, dass Trump letztlich nicht dauerhaft an seinen Ideen festhält. Allerdings haben die Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen.

Cyrus de la Rubia
HSH Nordbank AG
Volkswirtschaft & Research

Hinweis
Der Marktkommentar ist ein Auszug aus dem monatlich erscheindenen Rententrends-Bericht der HSH Nordbank. Den vollständigen Bericht und weitere Publikationen erhalten Sie auf unternehmerpositionen.de und HSH-Nordbank.de

Weitere Themen im Kapitalmarktbericht "Rententrends" der HSH Nordbank:
Zinsprognose USA, Zinsprognose Euroland, Konjunkturprognosen, Forex-Märkte, Konjunkturdatenüberblick USA, Konjunkturdatenüberblick Eurozone uvm.

Marktticker

Quotes by TradingView

Research

weitere Kolumnen & Analysen

Anzeigen

Charttechnischer Ausblick - DAX-Future (Kontrakt 06-18) - 14. KW 2018

LYNX Broker - Indizes - Analysen - 03.04.2018
Der DAX-Future (FDAX) konnte in der letzten Handelswoche die aktuellen Jahrestiefs nur für kurze Zeit geringfügig ausbauen und tendierte danach, wie angenommen, in Richtung 12.000 und folgend knapp über den Widerstand von 12.100 Punkten. ... mehr

ETFs: Suche nach Alternativen

Börse Frankfurt - Indizes - 03.04.2018
3. April 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Start in den April ist an der Börse gründlich misslungen: Vor Ostern war es noch nach oben gegangen, so kletterte der DAX am Gründonnerstag auf 12.096,73 Punkte. Am heutigen Dienstag sieht es vor dem Hintergrund schwacher US-Börsen aber tiefrot aus, am Mittag notiert der DAX bei nur 11.962 Zählern. Der sich verschärfende Handelsstreit zwischen den USA und China belastet: ... mehr

Euwax Trends: Nervosität nach Ostern: Verkaufsdruck bei Chip-Werten - Handelsstreit belastet den Aktienmarkt

Börse Stuttgart - Marktberichte - 03.04.2018
Die Kurse am deutschen Aktienmarkt rutschen nach Ostern erneut ab. So notiert der DAX aktuell bei 12.022 Punkten mit 0,6 Prozent im Minus. Das vorläufige Tagestief wurde am Vormittag bei 11.913 Zählern festgestellt. Nun ist also erneut die Marke von 12.000 Punkten, die der Leitindex erst am vergangenen Donnerstag zurückerobert hatte, zeitweise nach unten durchbrochen worden. ... mehr

Charttechnischer Ausblick - S&P-Future (Kontrakt 06-18) - 14. KW 2018

LYNX Broker - Indizes - Analysen - 03.04.2018
Der S&P-Future zeigte in der vergangenen Handelswoche eine eher seitwärts tendierende Bewegung, mit der Marke von rund 2.660,00 Punkten als obere und dem Unterstützungsbereich 2.590,00 als untere Grenze. Geplante Verkäufe an Widerständen hielten somit recht gute Trade-Szenarien bereit. ... mehr

Charttechnischer Ausblick - Bund-Future (Kontrakt 06-18) - 14. KW 2018

LYNX Broker - Bonds - Analysen - 03.04.2018
Ohne nennenswerte Anzeichen schob sich der Bund-Future in den vergangenen Handelstagen weiter nach oben und erreichte am Mittwoch das Wochenziel von knapp 159,75. Widerstände in den aktuellen Kursbereichen stellten nur geringfügige Hindernisse dar und konnten teilweise sauber durchstoßen werden. ... mehr

Charttechnischer Ausblick - EUR/USD - 14. KW 2018

LYNX Broker - Forex - Analysen - 03.04.2018
Mit merklichem Momentum konnte sich der EUR/USD in der vergangenen Handelswoche über die Hochs der vorletzten Handelswoche schieben, was zu interessanten Kaufchancen führte. Mit dem Erreichen des Hochs von 1,2475 war der Aufwärtsmove jedoch wieder vorbei und der Wert fiel in die Schiebezone zwischen 1,2400 und 1,2250 zurück. ... mehr

Tagesausblick Aktien: DAX wieder unter Druck

Helaba Floor Research - Indizes - 03.04.2018
Aktienmarkt Am Donnerstag ging der DAX bei 12.096,72 Zählern aus dem Handel. Dies entsprach einem Plus in Höhe von 1,3 Prozent. Anleger nutzen das zuvor reduzierte Kursniveau zum Einstieg, wenngleich auch das Quartalsende (Stichwort: “window dressing“) eine wesentliche Rolle gespielt haben dürfte. ... mehr

Henkel – den DAX langfristig geschlagen

LYNX Broker - Indizes - Aktien - 03.04.2018
Fundamentalbetrachtung der Henkel AG Die Die Henkel AG & Co. KGaA verfügt den eigenen Angaben zufolge weltweit über ein diversifiziertes Portfolio mit starken Marken, Innovationen und Technologien in seinen drei Unternehmensbereichen. Im stärksten Konzernsegment Adhesive Technologies – dem Klebstoffbereich – mit einem Umsatzanteil von 47 Prozent gilt Henkel als globaler Marktführer. ... mehr

Bund Future - Erwartete Trading Range: 158.57-160.07

Helaba Floor Research - Bonds - 03.04.2018
An den internationalen Finanzmärkten kehrte vorösterliche Ruhe ein. Nach einem von großer Verunsicherung und Nervosität geprägten Handelsverlauf standen im Handelsstreit der USA mit China die Zeichen auf Entspannung. Während der Ausverkauf an den Aktienbörsen zum Stillstand kam, legten auch festverzinsliche Papiere eine Verschnaufpause ein. ... mehr

Tagesausblick Renten/Devisen: Stimmungsindikatoren im Fokus

Helaba Floor Research - Forex - 03.04.2018
statistDie verkürzte Handelswoche startet mit den Einkaufsmanagerindizes des Verarbeitenden Gewerbes in der Eurozone. Vorabschätzungen in Deutschland und Frankreich lassen auf nachlassende Stimmungsumfragen schließen. Auch der schwelende Handelskonflikt mit den USA könnte negativen Einfluss auf die Stimmung der Einkaufsmanager ausüben. ... mehr

Ripple (XRP): Bärische Ostern belasten den Kurs

DailyFX - Marktberichte - Kryptowährungen - 03.04.2018
Der bankennahe Token ist nicht gut auf Ostern zu sprechen. Über die Feiertage hatte der Kurs zeitweise rund 14 Prozent ausgehend von Freitag nachgegeben. Darüber hinaus steht die 0,50-US-Dollar-Marke aktuell unter Beschuss. Die Osterfeiertage konnten den Ripple-Kurs nicht beflügeln. ... mehr

DAX: Unsicherheiten bleiben bestehen

IG Markets Research - Marktberichte - 03.04.2018
03.04.2018 – 07:15 Uhr (Werbemitteilung): US-Präsident Donald Trump bleibt auch weiterhin ein Risikofaktor für die Finanzmärkte. Der drohende Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China dürfte auch zu Beginn des zweiten Quartals das zentrale Thema sein. Vorbörslich dürfte der DAX mit deutlichen Kursabschlägen in die Woche starten. ... mehr

Neue ETFs: Dividendenstarke Aktien aus USA und weltweit

Börse Frankfurt - Trading Business - 03.04.2018
3. April 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Deutsche Asset Management erweitert das Angebot an Exchange Traded Funds auf Xetra und im Frankfurter Parketthandel. Mit den zwei neuen Aktien-ETFs erhalten Anleger die Möglichkeit, an der Wertentwicklung von Unternehmen mit hoher Dividendenrendite und soliden Finanzkennzahlen zu partizipieren. ... mehr

Neuer ETF: Inflationsgeschützte US TIPS

Börse Frankfurt - Trading Business - 03.04.2018
3. April 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der Emittent iShares erweitert das Angebot an Renten-ETFs auf Xetra und an der Börse Frankfurt. Mit dem Rentenindex-ETF können Anleger an der Wertentwicklung von auf US-Dollar lautenden, inflationsindexierte Anleihen des US-Schatzamtes (US TIPS) partizipieren. ... mehr

Charttechnik: Bitcoin, Bitcoin Cash, Ethereum

Formationstrader I H. Esnaashari - Forex - Kryptowährungen - 02.04.2018
Video-Chartanalyse Kryptowährungen Der Bitcoin-Preis läuft eine untergeordnete Unterstützung an. Von hier aus hat Preis Stabilisierungspotential. ... mehr

Anzeigen