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Geldanlage Report: China-Skandal und 3D-Hype?!

Armin Brack - Indizes - 24.05.2015

Lieber Geldanleger, der nächste China-Skandal ist da, und dieses Mal geht es ans Eingemachte: Mit Joyou geht nun auch der einzige Chinawert, der bis vor kurzem von angeblichen Insidern hierzulande noch als seriös eingestuft worden ist, in die Insolvenz.

Die erste Schockmeldung trudelte am 27. April ein. Darin hieß es: „Aufgrund jüngster Informationen zu Geschäftsvorfällen bei Tochtergesellschaften der Joyou AG (die „Gesellschaft”) hat sich die Notwendigkeit zur Überprüfung dieser Geschäftsvorfälle ergeben.

Der Aufsichtsrat der Gesellschaft hat daher beschlossen, eine Sonderuntersuchung durch Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte durchzuführen, um prüfen zu lassen, ob die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage in der Vergangenheit zutreffend dargestellt worden ist und die entsprechenden Sachverhalte vollumfänglich aufzuklären.

Der Aufsichtsrat hat mit den Mitgliedern des Vorstandes der Joyou AG, Jianshe Cai und Jilin Cai, vereinbart, dass diese während der Sonderuntersuchung ihre Ämter als Mitglieder des Vorstands bei der Gesellschaft mit sofortiger Wirkung ruhen lassen. Der Aufsichtsrat hat das Vorstandsmitglied Herrn Gerald Mulvin zum Interims-Vorsitzenden des Vorstands der Joyou AG ernannt.”

Das war ein echter Paukenschlag, ließ den Aktionären aber noch Hoffnung, dass alles nicht so schlimm sein könnte. Schließlich hatte beim Börsengang kein geringerer als der deutsche Marktführer Grohe in Joyou investiert und ein Jahr nach dem IPO sogar die Mehrheit übernommen.

Mittlerweile wurde Grohe nun vom japanischen Hausgeräte-Konzern Lixil geschluckt. Die Japaner legten dafür drei Milliarden Euro auf den Tisch. Lixil ist an der Börse 5,3 Milliarden Euro wert. Er setzte im Vorjahr 12,1 Milliarden Euro um und erzielte einen Gewinn von 333 Millionen Euro.

Am 3. Mai wurde dann von Joyou die Meldung nachgeschoben, wonach "von wesentlichen Abweichungen bei der Höhe des erzielten Umsatzes, der Höhe der Verbindlichkeiten und der Höhe der verfügbaren Barmittel im Vergleich zu den von der Gesellschaft in den Finanzberichten für das Jahr 2014 gemeldeten Positionen auszugehen ist."

Am späten Mittwochabend nun die nächste Eskalationsstufe: "Der Vorstand der Joyou AG teilt mit, dass nach dem gegenwärtigen Stand der laufenden Sonderuntersuchung...anzunehmen ist, dass ein Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals der Gesellschaft eingetreten ist... Der Vorstand prüft derzeit, ob...eine Verpflichtung des Vorstands besteht, einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens zu stellen."

Nur einen Tag später, dann die Gewissheit: Das Insolvenzverfahren wird eröffnet die Firma ist überschuldet. Die Aktie verlor am Donnerstag bereits 85 Prozent ihres Wertes und am Freitag weiter 50 Prozent. Sie notiert nur noch bei knapp 0,30 Euro. Noch Ende April hatte das Papier ein Hoch von über 17,45 Euro erreicht. Rund 400 Millionen Euro an Börsenwert wurden ausradiert.

Lixil gab im japanischen Handel relativ moderate 7,5 Prozent ab. Das zeigt, dass Joyou für die Japaner nur von untergeordneter Bedeutung ist. Gleichwohl dürfte der Fall für einiges Aufsehen sorgen, weil mit Lixil und Grohe zwei namhafte Unternehmen betroffen sind und nicht nur Privatanleger.

Letzteres war wohl auch der Grund dafür, warum sich bei den zahlreichen vergangenen Skandalen mit in Deutschland notierten China-Aktien bisher kaum jemand für die Hintergründe interessiert hat und im Wesentlichen alles so weiter gelaufen ist wie bisher.

Bezeichnendes Beispiel ist das Listing von Roy Ceramics (RYSE88; RY8), einem weiteren chinesischen Badarmaturen-Hersteller, am 30. April, also nur drei Tage nach der Skandalmeldung von Joyou. Was für ein Schlag ins Gesicht für alle Joyou-Aktionäre und der Beweis dafür, dass die Deutsche Börse AG wohl nicht daran denkt, die Listingvoraussetzungen zu verschärfen.

IPOs können ja ohnehin meist gar nicht mehr vollzogen, werden weil seriöse bzw. institutionelle Anleger die Deutsch-Chinesen meiden wie der Teufel des Weihwasser.

Schließlich gab es in der Vergangenheit Betrugsfälle in Serie. Ich habe im Geldanlage-Report mehrmals darüber berichtet und vor in Deutschland gelisteten China-Aktien gewarnt. Die Artikel finden Sie hier, hier und hier.

Im letzten Artikel (vom 13. September 2014) hatte ich im Fazit eine Liste mit 16 China-Aktien zusammengestellt, von denen Sie dringend die Finger lassen sollten. Darunter fand sich auch Joyou. Die List ist weiter uneingeschränkt gültig:

Asian Bamboo
China Specialty Glass
Fast Casual Wear
Firstextile
Haikui Seafood
Joyou
Ming Le Sports
Powerland
Snowbird (Neuemission)
Tintbright
Ultrasonic
United Power
VanCamel
Vtion
Youbisheng Green Paper
ZhongDeWaste
China BPIC

Zu ergänzen sind noch die oben genannten Roy Ceramics. Die Aktie, deren Erstnotiz bei 9,00 Euro lag, hat in Rekordzeit drei Viertel ihres Börsenwerts eingebüßt:

Interessant ist allerdings ein Unterschied zu den meisten bisherigen Listings von China-Aktien in Deutschland: Roy Ceramics hat seinen Sitz nicht in Fujian sondern in der Nähe von Peking und hat eine durchaus ansprechende Historie: www.roykeramik.com

Nichtsdestotrotz lässt die typische Unternehmensstruktur mit einer zwischengeschalteten Holding auf den Cayman Islands und der quasi "mittellosen" deutschen Tochtergesellschaft alle Warnleuchten angehen. Dass zudem niemand auch nur im Geringsten versucht, die Aktie zu stützen bzw. die scheinbaren Schnäppchenkurse nach dem Einbruch zum Kauf nutzt, ist ebenfalls vielsagend und lässt auch bei Roy Ceramics nichts Gutes erahnen.

Die Hintergründe der China-Skandale

Aber zurück zu Fujian, einer Provinz im Südosten der Volksrepublik China. Diese scheint eine Schlüsselrolle bei den ganzen Skandalen mit den "deutschen" China-Aktien zu spielen, denn fast alle Unternehmen kommen bzw. kamen von dort.

Auffällig oft sind auch die Wirtschaftsprüfer der Warth & Klein Grant Thornton AG aus München vertreten gewesen. Der User Wertefinder1 hat auf wallstreet-online.de hier interessante Zusammenhänge ausgemacht. Ich habe seine Beiträge nachfolgend mal zusammengefasst:

"Warth & Klein Grant Thornton hatten sich nach meiner Beobachtung in der Vergangenheit auf ein Vor-Ort-Prüferteam in Fujian gestützt. Das ist wie eine Art Dienstleistung, die von Deutschland aus eingekauft wird bzw. eine eigenständige Gruppe von Wirtschaftsprüfern, die im Warth & Klein Grant Thornton Verbund aktiv sind.

Da hat es dann aber 2013/2014 Änderungen gegeben, wie man diversen Mitteilungen von z.B. der Youbisheng Green Paper AG, der Ming Le Sports AG, der Ultrasonic AG etc. entnehmen kann. Sprich Warth & Klein Grant Thornton hat sich von diesem Prüfungsteam getrennt bzw. das Prüfungsteam hat von sich aus den Verbund verlassen. Neue Prüfer im Verbund haben dann wohl genauer hingesehen und die ganzen Betrügereien sind aufgeflogen.

Vielleicht ist das im Rahmen der Abschlussarbeiten für das Jahr 2014 ja auch hier (gemeint ist; Joyou; Anm. des Verfassers) so?

Fakt ist leider wohl, dass man diesen Wirtschaftsprüfern nicht beikommen kann. Rechtlich scheint das alles sauber gelaufen zu sein. Die müssen nur für das gerade stehen, was sie bei Abschlussarbeiten stichprobenartig geprüft haben. Nach welchen Kriterien nun aber Stichproben genommen werden und welchen Umfang diese haben müssen, das ist sehr schwammig geregelt.

Und bei IPOs geht es nur um die Prüfung von vorgelegten Dokumenten - da finden offenbar zunächst gar keine Vor-Ort-Prüfungen statt.

Im Sinne des Anlegerschutzes herrscht m. E. großer Korrekturbedarf in Richtung Prüfungsvorgaben für Wirtschaftsprüfer. Wegen Prokon hat man Gesetze geändert - wegen der chinesischen Betrüger aus Fujian aber noch nicht. Dabei ist der Schaden mittlerweile auch schon im höheren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich!"

Stimmt diese Aussage, dann kann es nicht ausgeschlossen werden, dass es einen Teil der Geschäfte, die hinter den Angaben auf den Blättern stehen, nicht wirklich gegeben hat. Selbst bei den Stichproben sind die Geschäftspartner nicht zur Auskunft verpflichtet. Scheingeschäfte sind nur per Zufall aufzudecken.

Wertefinder1 hat nach eigenen Angaben selber rund 50.000 Euro mit den China-Schrottaktien verloren, inzwischen die Verluste mit anderen Transaktionen aber wieder wettgemacht. Er hat sich damals intensiv in die Thematik reingearbeitet und sich u.a. mit der chinesischen Botschaft in Deutschland in Verbindung gesetzt. Das Ergebnis war ernüchternd. Noch einmal ein Zitat aus wallstreet:online:

"Der chinesische Botschafter in Deutschland Herr Shi Mingde verweist achselzuckend auf die Ermittlungsbehörden in Fujian. Dort arbeiten aber die Betrügervorstände in ihren chinesischen Firmen weiter und man hat den Eindruck, dass dort die Behörden hochgradig korrupt sind. Gegebenenfalls haben sich die Vorstände vor Ort mit Parteispenden o.ä. unantastbar gemacht und die chinesische Zentralregierung mit ihrer Antikorruptionspolitik ist weit weg.

Selbst die taiwanesische Regierung hatte sich ja im Falle von Ultrasonic eingeschaltet, aber auch nichts bewirkt, da sie nur an die "Papiergesellschaft" in Hongkong rankommt, nicht aber an die eigentlichen Fabriken in Fujian. Auch dort sind japanische Kreditgeber betroffen, denen hohe Millionensummen abgezockt wurden.

Bedrohlich ist, dass der Finanzplatz Hongkong mittlerweile einen Großteil seiner Kredite an chinesische Festlandsfirmen - so ist dort wohl der Terminus - vergeben hat. Da hat schon nach Ultrasonic das Zittern um Milliardenbeträge in den weltweiten Bankenetagen begonnen."

Besonders die letzten beiden letzten Sätze lassen befürchten, dass der Skandal sich eventuell noch ausweiten und zu einem echten Problem für den Finanzplatz Hongkong werden könnte. Spätestens dann dürfte ein Rauschen durch den Blätterwald gehen und wohl auch die Politik endlich aufwachen.

Bereits an Weihnachten 2012 erschien in der chinesischen Publikation Caixin Online ein interessanter Hintergrundartikel über Unternehmen aus Fujian mit einem Schwerpunkt auf dem küstennahen Gewerbegebiet Jinjiang, einer Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt und einem wichtigen Industriezentrum der Provinz Fujian.

Der betreffende Artikel wurde dann nochmals am 22.September 2014 von Tom Winnifrith über die Shareprophets-Seite publiziert. Winnifrith ist ein britischer Autor und an der dortigen Börse für Wachstumsaktien, der AIM, gab bzw. gibt es ähnliche Probleme mit gelisteten dubiosen Aktien bzw. Firmen aus Fujian. Namentlich genannt werden Naibu (NBU), Camkids (CAMK) und China Chaintek (CTEK).

Darin gibt der Private Equity Investor Ma Ming, der damals Verhandlungen mit diesen Firmen über einen Einstieg führte, zu, dass die Bilanzen mit der Hilfe von Wirtschaftsprüfern, Rechtsanwälten, Brokern und anderen Finanzdienstleistern künstlich aufgebläht werden.

Ni Zhongsen, der Chairman von Hengrun Capital, die viele lokale Unternehmen beim Börsengang unterstützt haben, und damit ein echter Insider der Szene, wird mit den Worten zitiert: "Eine Firma mit nur 60 Millionen Yuan Umsatz kann in ihre Bücher 600 Millionen Yuan Umsatz schreiben. Es ist lächerlich!"

Ein Goldrooster-Manager bestätigt laut dem Artikel zudem, dass die Gebühren, die von den Firmen für die Ausführung der Bilanzmanipulation verlangt werden, relativ niedrig gewesen seien, diese dafür aber bis zu neun Prozent der ausstehenden Aktien der Firma des Kunden haben wollten. Diese würden dann wohl so schnell wie möglich über den deutschen Markt wieder verkauft - und zwar natürlich an die naiven deutschen Käufer.

Das unterstreicht also die obigen Thesen, wobei es sicher zu kurz gegriffen wäre, die Schuld nun ausschließlich bei den Wirtschaftsprüfern zu suchen.

Denn - im Gegensatz zur Vermutung von Wertefinder1 oben - ist es wohl für die Vorstände gar nicht erforderlich gewesen, sich die Gunst der Behörden zu erschleichen. Aber der Reihe nach:

Seinen Anfang nahm die Geschichte bereits im Jahr 2001 als lokale Regierungsvertreter der Gewerbestadt Jinjiang ein "Wirtschafts- und Handelsbüro" eröffnet haben, das lokale Unternehmen vermutlich aktiv dazu ermutigte, sich an einer Börse listen zu lassen.

Die Branchenschwerpunkte in Jinjiang mit einem Mix aus Stoff- und Schuhfabriken, inklusive verschiedener Hersteller von Sportartikeln, dürften deutschen Investoren bekannt vorkommen. Genau in diesen Bereichen sind bzw. waren u.a. Ultrasonic, Goldrooster, FAST Casualwear und First Textile aktiv. Auch Firmen wie der inzwischen fast vergessene Wolldeckenhersteller Shigo Asia passen in diese Kategorie.

Kapitalerlöse aus Börsengängen zu generieren war wohl eine Strategie, die von den lokalen Regierungsvertretern aktiv unterstützt worden sein könnte. Seit Jahrzehnten war alles auf Wachstum und Expansion getrimmt - und dazu braucht es bekanntlich Kapital.

Entsprechend kamen die Firmen den Aufforderungen von offizieller Seite dankend nach. Und im Wirtschafts- und Handelsbüro erhielten sie laut Caixin Online alle wichtigen Informationen für einen Börsengang aus einer Hand.

Die Angestellten der lokalen Behörde profitierten dabei laut Artikel auch selbst von den Börsengängen. "Ein erfolgreicher Kapitalbeschaffer kann seinen politischen Wert deutlich erhöhen und so auf der Karriereleiter nach oben klettern. Karrierebewusste Beamte können somit ihren Einfluss nutzen und Karotten vor der Nase der Vorstände baumeln lassen, mit denen diese ins IPO-Spiel gelockt werden. Zum Beispiel kann ein gelistetes Unternehmen Regierungssubventionen von bis zu drei Millionen Yuan erhalten oder von der Regierung kontrollierte Ländereien zu einem attraktiven Preis angeboten bekommen", heißt es wörtlich in dem Artikel.

Stimmt das, war es also eher so, dass nicht die Vorstände die Behörden zum Börsengang überredeten, sondern die Behörden die Vorstände.

Auf Basis des Caixin-Artikels liegt also die Vermutung nahe, dass von Seiten chinesischer Offizieller kein großes Interesse an einer Aufklärung der Skandale besteht. Ein großer Prozentsatz des Geldes, das man u.a. von deutschen Investoren eingesammelt hatte, floss zudem sofort über Steuererhebungen in die Kassen der Regierungsstellen. So lax die Regulierungsvorschriften auch sein mögen, beim Einzug der Steuern ging man offenbar sehr rigide vor. Im Caixin-Artikel werden die konkreten Zahlen für 2011 genannt:

"37 börsennotierte Firmen bezahlten in 2011 3,6 Milliarden Yuan an lokalen Steuern und bestritten damit alleine 27 Prozent der Steuereinnahmen der Stadt Jinjiang. Das zeigen Regierungsdokumente. Das gesamte Steueraufkommen lag dabei 35 Prozent über dem des Vorjahres." Es ist also davon auszugehen, dass auch die Behörden kräftig von den Börsengängen in Deutschland und anderen Ländern profitiert haben.

Auch dass so viele dieser Firmen nach Deutschland gekommen sind, ist kein Zufall:

Caixin Online zitiert Insider mit den Worten, dass die Frankfurter Börse aufgrund der eher laxen Regulierungsvorschriften besonders beliebt bei den Unternehmen sei.

Der oben genannte Hengrun-Mitarbeiter behauptet in dem Artikel des weiteren, dass ein hochrangiger Angestellter der Deutschen Börse AG in den letzten Jahren häufig Jinjiang besucht habe, um die Firmen zu einem Börsengang in Frankfurt zu animieren. Er habe den Börsenstandort Frankfurt wegen "vereinfachter Formalitäten" und "Kostenersparnissen" empfohlen.

Neben Frankfurt und London wurden auch die Börsen in Singapur, Taiwan, Malaysia, den USA und Thailand bevorzugt für Listings angegangen. Doch die Erlöse aus den IPOs führten zu ungezügelter Expansion, die wiederum für Überkapazitäten sorgten und die Preise kaputt machten. Kapazitäten mussten stillgelegt werden.

Der Boom für Sportartikel war ohnehin bereits kurz nach Ende der Olympiade in Peking 2008 vorbei. Dagegen wurde fast gar nichts in Forschung und Entwicklung investiert, weil richtigerweise befürchtet würde, dass Innovationen dann ohnehin sofort von der Konkurrenz imitiert werden würden. (Quelle für den oberen Satz: Caixin Online-Artikel)

Und im Imitieren kennen sich viele dieser Firmen aus. Goldrooster wird namentlich als ein Beispiel für eine Firma genannt, die ursprünglich ihr Geschäft mit der Nachbildung von bekannten Markenprodukten begonnen hat. Auch FAST Casualwear taucht im Artikel unter dem ursprünglichen Firmennamen Kuaijiezou Sport Apparel auf.

Die Firma wurde damals von einem Zulieferer verklagt, weil sie eine relativ kleine Rechnung über 210.000 Yuan nicht begleichen konnte und sich dieser darüber wunderte. Schließlich sei die Firma doch in Deutschland börsengelistet. (Quelle für den oberen Satz: Caixin Online-Artikel)

Das führt zu einer weiteren Problematik hin: Für viele dieser mittelgroßen Firmen war bzw. ist es offenbar sehr schwierig Bankkredite zu bekommen, weshalb sie teilweise sogar auf die Börsengänge angewiesen sind bzw. noch schlimmer, nur deshalb überhaupt überlebten. Das lokale Kreditrating wurde selbst durch ein Listing in Europa oder in den USA nicht erhöht.

Wichtig zu verstehen ist: Fujian ist eine Anomalie. Die allermeisten chinesischen Unternehmen lassen sich - logischerweise - an einer Heimatbörse listen. Trotzdem waren zum Zeitpunkt des Erscheinens des Artikels in Caixin Online 107 Unternehmen auf dem Sprung in Richtung ausländisches Listing. Bezeichnend ist wieder die Aussage von Ni Zhongsen: "Niemand weiß so genau, wie viele Firmen aus Jinjiang überhaupt im Ausland notiert sind." Auch das spricht Bände über die quasi nicht vorhandene Regulierung vor Ort.

Erschwerend hinzu kommt die quasi komplett fehlende Corporate Governance. Die betreffenden Firmen sind häufig familiengeführt und die Lenker unterscheiden kaum zwischen Privat- und Firmeneigentum. FAST Casualwear wurde beispielsweise von vier Brüdern geführt.

Auch an der Spitze von Joyou standen bis vor kurzem zwei Brüder. Das geht aus den offiziellen Firmendokumenten hervor. Die bisherigen Skandale bei anderen China-Firmen zeigen zudem, dass die eingesetzten externen Manager kaum Mitspracherecht bei Unternehmensentscheidungen haben.

MEIN FAZIT:

Trotz der Häufung an Betrugsfällen, keiner einzigen Erfolgsgeschichte unter über 30 chinesischen Firmen, die in den letzten Jahren an den deutschen Aktienmarkt gekommen sind und einem Schaden in dreistelliger Millionenhöhe werden die Börsengänge und Listings von Investmentbanken, Brokern und anderen Finanzdienstleistern weiter forciert.

Es wie immer: Solange sich damit Geld verdienen lässt und weder von der Politik noch von den Medien Druck kommt, wird die Masche munter weiter durchgezogen. Das zeigt auch das neueste Listing, Roy Ceramics, das innerhalb eines Monats bereits 75 Prozent an Wert verloren hat.

Die Vorstände der chinesischen Firmen haben für ihre dubiosen Geschäfte und zu vermutenden Veruntreuungen von Geldern bisher keinerlei Konsequenzen zu befürchten. Es gilt der alte Spruch: Wo kein Kläger, da kein Richter.

Zu hoffen bleibt, dass der Fall Joyou, bei dem Großkonzerne wie Grohe/Lixil betroffen sind, für ein lauteres Medienecho sorgen wird und evtl. auch die Politik endlich einschreitet. Wahrscheinlich ist jedoch, dass Grohe bzw. Lixil auf Grund des zu befürchtenden Imageschadens daran gar kein Interesse haben.

So muss es wohl zuerst zu einer Schieflage des Finanzplatzes Hongkong kommen, der einen großen Teil seiner Kredite an chinesische Festlandfirmen vergeben hat, bevor die Öffentlichkeit aufhorcht.


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